Bohnensack Podcast

03. Mrz 2024

7 nützliche Tipps für perfekte Makros und Pflanzenfotos

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Hier ein Podcast mit meinen besten Tipps zur Blumenfotografie

Der Frühling ist da, und überall sprießen die Blumen aus dem Boden. Die Blätter fangen an auszutreiben, und die Farben sind wunderschön. Es ist die perfekte Zeit, um sich mit Makrofotografie zu beschäftigen, insbesondere mit Pflanzenfotografie, da die meisten Insekten erst später hinzukommen. Die Makrofotografie bietet die Möglichkeit, sowohl Makro- als auch Pflanzenaufnahmen mit denselben Techniken zu machen, wobei gelegentlich auch Insekten ins Bild kommen. Viele betrachten Makrofotografie als eine Vergrößerung der Realität, aber mein Fokus liegt darauf, den Motiven Raum zu geben, um zu wirken und maximale Bildwirkung zu erzielen.

Wer diese Tipps gerne live sehen und umsetzen will, kann sich gerne bei einem meiner Workshops anmelden, oder einen individuellen Makrofotografie Workshop oder Pflanzenfotografie Workshop besuchen.

Was gehört in den Rucksack?

Für Nahaufnahmen nutze ich hauptsächlich Objektive mit Brennweiten zwischen 50 und 400 mm. Meine Favoriten sind:

Canon RF 2,8 100mm L IS Macro (mit SA Control Ring)

Canon RF 135mm 1.8 L IS

– Sigma 2,8 150mm Macro

Canon 2,0 200mm L IS / Canon 2,8 300mm L IS / Canon 2,8 400mm L IS usw.

Natürlich können auch Zoomobjektive wie das Canon RF 100-500mm L IS oder das Canon RF 100-400mm IS verwendet werden. Für Einsteiger empfehle ich gebrauchte Objektive wie das Canon EF 135mm 2.0 L USM oder das Canon 4.0 300mm L IS, die jeweils etwa 500 EUR kosten und sich gut für Nahaufnahmen eignen.

Dazu kommt bei mir tatsächlich nur der Bohnensack (nicht der Podcast), mein Novoflex TrioPod Pro75 Stativ mit Novoflex Classicball 5 II  und gegebenenfalls einen Diffusor ein. Ich bin eher minimalistisch unterwegs und lasse mich von Licht und Umgebung inspirieren, anstatt viel Zubehör mitzunehmen.

Novoflex TrioPod PRO75 mit C3930 Beinen, rechts C2820 Beine.

Perfekte Arbeitshöhe für Makros mit dem Novoflex TrioPod PRO75.

Wichtiger Bestandteil meines Equipments ist der Bohnensack, daher hier eine kurze Anleitung zum Selbernähen:

1. Schneide ein Hosenbein einer alten Jeans zwischen Schritt und Knie gerade auf eine Länge von 20–30 cm ab.

2. Nähe eine Seite des entstandenen Stücks zu und nähe auf der anderen Seite einen Reißverschluss ein.

3. Fülle den Sack mit trockenen Bohnen, Erbsen oder Kunststoffgranulat.


Hier mein Bohnensack Modell Eigenbau, inzwischen 15 Jahre alt.

1. Klassisches Makro:

Scharf, groß und detailreich sollte ein Motiv im Makrobereich sein, wenn es die Menschen ansprechen soll. Das klassische Makrobild dient dazu, kleine Tiere und Pflanzen möglichst groß abzubilden und dem Betrachter Details und Facetten eines Mikrokosmos zu präsentieren, die dem Auge oft verborgen bleiben. Um in den Nahbereich vorzudringen, ist ein Makroobjektiv empfehlenswert. Mit den meisten dieser Objektive erreicht Ihr einen Abbildungsmaßstab von 1:1, was bedeutet, dass ein Zentimeter in der Realität einem Zentimeter auf dem Bildsensor entspricht. Bei solch großen Abbildungsmaßstäben ist die Schärfentiefe extrem gering, weshalb Ihr sehr präzise arbeiten müsst. Die Kamera solltet Ihr parallel zum Motiv ausrichten, um den knappen Schärfebereich optimal zu nutzen. Blendet weit ab: Ihr werden in der Regel Blendenwerte zwischen 11 und 22 verwenden müssen. Stellet nach Möglichkeit über die Lupenfunktion bei eurer Spiegellosen Kamera in der stärksten Vergrößerung oder mittels Vergrößerung durch den Winkelsucher (Spiegelreflex) scharf, damit der Schärfepunkt auch exakt platziert wird. Gerade für klassische Makros ist das Scharfstellen per Makroschlitten (Novoflex Castel Q) super angenehm und präzise. Ich gebe zu, dass ich eigentlich selten klassische Makros mache.

Bläuling abgeschattet.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

Bläuling mit direktem Abendlicht.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

2. Diffusor/Abschatten:

Wenn das Abbilden von Insekten und Pflanzen bereits gut funktioniert, könnte man auf die Idee kommen, etwas Neues zu probieren. Was liegt also näher als anzufangen aktiv mit dem Licht zu arbeiten. Manchmal ist das Licht auf der Wiese selbst am späten Nachmittag noch viel zu hart zum Fotografieren, denn wer ein Pflanzenbild machen möchte, denkt in der Regel an ein harmonisch ausgeleuchtetes Motiv, das sich bei solchen Lichtverhältnissen kaum realisieren lässt. In diesem Fall kann man als Fotograf ein wenig nachhelfen, indem man das Motiv abschattet. Dabei geht man so vor, dass lediglich das Hauptmotiv abgeschattet wird, während die Umgebung weiterhin vom vorhandenen Licht bestrahlt wird. Durch den Schatten entsteht ein schöner Kontrast zwischen der nun dunkleren Pflanze und dem noch immer sehr hellen Vorder- und Hintergrund. Diesen Effekt setze ich gerne ein, damit die Umgebungsfarben hell und pastellartig werden und die Pflanze schön durchgezeichnet ist und farblich ausgewogen wirkt. Zum Abschatten gibt es im Handel Faltreflektoren, die sich auch als Diffusoren verwenden lassen. Oft nehme ich hierzu überhaupt keinen Reflektor, sondern einfach meine Hand und schatte mein Motiv damit ab. Ihr könnt dazu auch jegliche Art von halb Lichtdurchlässigen Plexigläsern aus dem Baumarkt nehmen und auf eure Rucksackgröße zuschneiden lassen. Ihr merkt ich bin hier eher spartanisch unterwegs.
Inzwischen schatte ich mein Motiv sogar oft mit meinem Teleobjektiv oder Fotorucksack ab, während ich es einfach mit dem 135mm Objektiv fotografiere. Wie bereits oben beschrieben bin ich bei der Makrofotografie eher ein Purist, weshalb ich einfach das benutze, was ich ohnehin dabei habe.

Abschatten leicht gemacht mit dem Canon RF 400mm 2.8 L IS.

Das abgeschattete Ergebnis.
Canon EOS R5 + Canon RF 135mm 1,8 L IS 

Die Natur ist oft der schönste Diffusor. Hier eine Hecke als Diffusor.

Weiche Farben und wunderbarer Hintergrund.
Canon 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

3. Vordergrund und Hintergrund:

Doch wie bekommt man nun diese weichen Pflanzenfotos, bei denen alles verschwimmt und lediglich ein Motiv aus der Schärfe auftaucht hin? Die Vermutung liegt nahe, dass es am Hintergrund liegt. Dies ist aber nur zum Teil richtig, ebenso wichtig wie der Hintergrund ist der Vordergrund, denn erst das Zusammenspiel aus beidem erzeugt diese sagenhaft weiche Wirkung. Ihr solltet also ein Motiv suchen, das möglichst weit vom Hintergrund entfernt steht, für eine gute Freistellung. Doch sollte man in keinem Fall den Vordergrund vernachlässigen. Wenn das Motiv ausreichend hoch über den Vordergrund hinausragt, kann man den Vordergrund dazu nutzen, die Schärfeebene zu verdecken, sodass das einzige scharf Element des Bildes, das hoch hinausragende Motiv ist, wohingegen Vorder- und Hintergrund verschwimmen. Der Effekt ist eine Unschärfe im gesamten Bild, in dem ein einziges Element (das Motiv) aus der Unschärfe ragt. Hat man dieses perfekt freigestellte Foto gemacht, so kann man die Spielerei fortführen und versuchen ein weiteres Element zu verwenden, um dem Bild das gewisse etwas zu geben.

Bei dieser Art der Pflanzenfotografie spielt die spiegellose Kamera ihre größte Stärke aus, den digitalen Sucher. Ihr könnt nun nämlich beim Fotografieren im Sucher reinzoomen und genau erkennen, ob die Pflanze scharf abgebildet wird, sauber fokussieren und vor allem erkennen, ob das Bild milchig wird oder nicht. Wird es milchig, so ist mit Sicherheit ein Element im Vordergrund enthalten, dass ihr nicht haben wollt. Trick 17 ist nun einfach weiter in den Vordergrund fokussieren, suchen wo das Störelement ist und dieses ggf. leicht auf die Seite drücken. Wichtig dabei ist, reißt nicht unnötig Pflanzen im Vordergrund heraus, denn diese sorgen für den weichen Vordergrund, den ihr haben wollt. Sucht also lieber nach einem kleinen Tunnel oder Schneise im Vordergrund, durch den Ihr fotografieren könnt. In der Regel bedarf es nur weniger Änderungen vor Ort. Abgestorbene Äste oder Stöcke könnt ihr natürlich entfernen.

Die unscharfe Orchideen befinden sich im Vordergrund.
Canon EOS R5 + Canon RF 400mm 2.8 L IS + Novoflex TrioPod M + Novoflex ClassicBall 5 II + Novoflex Q-Base II

4. Gegenlicht und Unschärfekreise:

Wagt euch sich ins Gegenlicht! Es ist unglaublich spannend mit Licht zu arbeiten, dass das Motiv von hinten ausleuchtet. Auf einmal werden Silhouetten, Lichtsäume und Unschärfekreise sichtbar. Der ganze Mikrokosmos um euch herum wirkt auf einmal ganz anders und eröffnet euch völlig neue Möglichkeiten. Einige dieser Möglichkeiten möchte ich gerne im Folgenden kurz anschneiden.

Ich beginne mit Unschärfekreisen, wie entstehen Unschärfekreise und Lensflares? 

Unschärfekreise werden in Internetforen häufig als Lensflares bezeichnet, wobei der Begriff an dieser Stelle falsch gewählt ist, denn dabei handelt es sich um durch das Linsensystem erzeugte Reflexionen oder Lichtstreuungen. Unschärfekreise hingegen sind Lichtpunkte, die sich außerhalb der Schärfeebene befinden. Rund wiedergegeben werden sie durch eine weit geöffnete Blende wird. In der Naturfotografie entstehen sie in der Regel durch sonnenbeschienene Tau- und Regentropfen oder bewegte Wasseroberflachen. Denkbar sind aber alle Arten von Licht- und Reflexionsquellen – der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ich habe beispielsweise schon einmal die Sonnenreflexe auf vorbeifahrenden Autos als Unschärfekreise verwendet, als ich neben einer Straße stand.

Wunderbare Unschärfekreise am Bach.
Canon EOS R5 + Canon 200mm 2.0 L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

Unschärfekreise durch den Abendhimmel im Hintergrund.
Canon EOS R5 + Canon RF 135mm 1,8 L IS + Novoflex TrioPod M + Novoflex ClassicBall 5 II + Novoflex Q-Base II

5. Lensflares:

Neben den Unschärfekreisen setze ich auch gerne optische Fehler, wie den Lensflare ein. Der Lensflare ist wie bereits erwähnt eine Lichtstreuung, die eigentlich unerwünscht ist, da sie den Kontrast im Bild verringert und bildwesentliche Elemente verdecken könnte. Wenn Ihr mit Lensflares arbeitet, nutzt Ihr also bewusst optische Fehler zur Beeinflussung der Bildwirkung. Der Lensflare entsteht in der Naturfotografie in der Regel nur, wenn man beinahe direkt in die Sonne fotografiert, also bei sehr hartem Gegenlicht. Bereits ein minimales verschwenken des Objektivs, kann in dieser Situation einen Lensflare entstehen oder wieder verschwinden lassen, ein sehr präzises Arbeiten ist hier also gefragt. Ich nutze diesen optischen Fehler gerne, um komplette Bildteile in ein gleißendes Licht zu tauchen. Auf Grund seiner Bildwirkung bezeichne ich den Lensflare gerne als eine Art „Sonnenimitation“ und setze ihn vorzugsweiße in eine der oberen Bildecken. Besonders mag ich das Warme Licht, dass dann scheinbar durch das gesamte Bild strömt und das Motiv in ein einzigartiges Gegenlicht taucht.

Der obere rote Bereich ist ein Lensflare Bereich.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 300mm L IS II + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

Gleisendes Gegenlicht am Morgen.
Canon EOS R5 + Canon 200mm 2.0 L ISNovoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

6. Silhouetten:

Wenn Ihr ohnehin schon mit Gegenlicht arbeiten, liegt es nahe auch einmal mit Silhouetten zu arbeiten. Gerade bei Pflanzen und Insekten, die eine ganz typische Form haben, kann man diese Technik hervorragend anwenden. Anhand der Form der Silhouette sollte man euer Motiv eindeutig erkennen. Das heißt, dass auf einem Foto die charakteristische Form unbedingt abgebildet sein sollte. Achtet also beim Fotografieren gezielt auf diese. Man erkennt beispielsweiße die filigrane Form der Schachbrettblume hervorragend im Gegenlicht, kann hingegen verschiedene Knabenkräuter oft nicht voneinander unterscheiden. Überlegt also im Vorfeld, ob das Motiv sich wirklich für eine Silhouette eignet. Um euer Motiv als Silhouette abzubilden, benötigt Ihr einen großen Helligkeitsunterschied zwischen Hinter- und Vordergrund, wobei der Hintergrund deutlich heller sein muss als der Vordergrund. Der Himmel bietet sich somit als Hintergrund an. Nutzt unbedingt die Bildrückschau eurer Digitalkamera, um die Belichtung zu kontrollieren, denn Ihr wollt gerne einen korrekt belichteten Hintergrund und einen zu dunklen Vordergrund.

Die Silhouette eines Buschwindröschens.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

Ein Frauenschuh eignet sich hervorragend für eine Silhouette.
Canon EOS R5 + Canon 200mm 2.0 L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

7. HighKey:

Als letzte Technik dieses Artikels, möchte ich das Highkey vorstellen, in der modernen Fotografie hat sich das High Key als stilistische Richtung fest etabliert. Dabei handelt es sich um besonders helle, leicht überbelichtete Bilder mit niedrigen Kontrasten, bei denen lichte, weiß-graue Farbtone dominieren. Das Histogramm ist bei High-Key-Aufnahmen sehr weit nach rechts verschoben und beinhaltet somit fast nur noch helle Farbtöne. Für High-Key-Bilder bieten sich insbesondere Motive an, die ohnehin schon sehr hell sind. Um eine High-Key-Aufnahme umsetzen zu können, muss stark überbelichtet werden. Wie stark die Überbelichtung letztendlich ausfallen muss, hängt vom Motiv, dem Kontrastumfang der verwendeten Kamera und nicht zuletzt auch vom persönlichen Geschmack ab.

Ein HighKey im Raureif funktioniert besonders gut.
Canon EOS 5D III + Canon 2,8 300mm L IS + Bohnensack

Wunderbar weiches Bild durch den HighKey Look.
Canon EOS R5 + Canon RF 135mm 1,8 L IS + Novoflex TrioPod M + Novoflex ClassicBall 5 II + Novoflex Q-Base II

Die Liste an Effekten und Ideen, die man in der Nahbereichsfotografie einsetzen kann ist erdrückend, weshalb dieser Artikel auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Ich habe in diesem Artikel einige verschiedene Techniken beschrieben und versucht etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern. Letztendlich gibt es noch viele weitere Techniken, LowKeys, defokussierte Fotos, Mehrfachbelichtungen und vieles mehr – ganz zu schweigen von der Kombination dieser Techniken untereinander. Dieser kleine Einblick soll also lediglich als erste Ideensammlung dienen. Mehr praktische Tipps für die Naturfotografie bekommt Ihr natürlich bei meinen Workshops. Auf deine Anmeldung freue ich mich.

Wichtig, wer momentan noch ein wenig Stativzubehör braucht, aktuell gibt es bei Novoflex 10% Rabatt auf alles und Ihr könnt wie gewohnt von mir einen 10% Gutschein per Mail (radomir ät naturfotocamp.de) anfordern.

Ansonsten bleibt mir momentan nur euch viel Spaß in der Natur zu wünschen! Zu dem Thema folgt demnächst noch ein kleiner Podcast für euch.

Sollten in diesem Podcast oder den Shownotes irgendwelche Marken genannt, verlinkt oder erkennbar sein, so handelt es sich um Werbung, unabhängig davon, ob dafür eine Gegenleistung erfolgt oder nicht.