Bigger, Better, Canon RF 135mm 1.8 L IS vs. Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM vs. Canon EF 135mm 2.0 L

Der Größenvergleich Canon RF 135mm 1.8 L IS links und Canon RF 85mm 1.2 L USM rechts

Einleitung:

Is a new legend in town? Das ist die Frage die sich alle stellen. Zumal das Canon EF 135mm 2.0 L USM lange Zeit als „Lord of the Rings“ und das über L Objektiv gehandelt wurde. Canon hat die ersten Canon RF 135mm 1.8 L IS USM ausgeliefert und meins wurde natürlich auch von AC-Foto geliefert. Zum Hintergrund, das Gerücht zum RF 135mm gab es schon lange und als mein Canon EF 135mm 2.0 L USM gestohlen wurde, habe ich mich natürlich bei AC-Foto auf die Warteliste des Canon RF 135mm schreiben gelassen, ohne etwas über das Objektiv zu wissen, es war ja noch nicht angekündigt. Gleichzeitig liebe ich die Brennweite 135mm so sehr, dass ich mir das EF auch nochmals gebraucht organisiert habe.

Gerade habe ich noch eine Liebeserklärung an das Canon EF 135mm 2.0 L USM geschrieben und jetzt habe ich schon eine neue Affäre. Solange das nur in der Fotografie so ist, ist zu Hause alles in Ordnung. Die neue Linse merkt ja keiner… 

Das ist mein erster Erfahrungsbericht im Vergleich zum Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM und Canon EF 135mm 2.0 L. Ich habe einige Bilder bereits machen können, abschließend kann ich wie immer erst in einigen Jahren sagen, wie gut das Objektiv wirklich ist.

Das Bokeh und die Unschärfekreise mit dem Canon RF 135mm 1.8 L IS wird sehr schön.

#Transparenz

Ich bin Canon Ambassador und Canon Fotograf. Die Canon Objektive sind aber mein Eigentum und von mir bezahlt. Vermutlich unterscheidet mich das von den meisten Reviewern, die mit Leihstellungen der Hersteller arbeiten. Das Sigma stammt von einem Workshopteilnehmer und wurde mir ausgeliehen. Vielen Dank dafür an dieser Stelle. Ich kaufe mein Equipment bei AC-Foto, über meinen Affiliatelink bekommst du ein individuelles Angebot, einen besseren Preis und unterstützt meinen Blog.

Erster Eindruck und Bedienelemente:

Nichts interessiert mich so wenig wie diese Kategorie. Schwarzer Karton, Objektiv, Streulichtblende, alles drin, ich kann los und endlich fotografieren! Das neue 135er ist wie alle L Objektive gut verarbeitet, es hat das aktuelle matte Finish an dem sehr gut Schmutz haftet. Alles sitzt, wie es soll. Es gibt zwei Schalter AF/MF und IS on/off und dazu eine frei belegbare Taste in doppelter Ausführung für Hoch- und Querformat. Dazu kommt ein Control Ring und ein Ring für das manuelle Fokussieren. An der Stelle muss ich offen sagen bin ich genervt als Canon Nutzer, warum hat das 135er diese Knöpfe und mein 85er nicht? Ich hätte es gerne einheitlich an meinen L Objektive oder nicht, aber was soll ich mit einem Objektiv, das diese Knöpfe hat, wenn es das nächste Objektiv nicht hat? Eine einheitliche Bedienung wäre großartig. Ich habe selbst die Knöpfe aus diesem Grund deaktiviert. 

Was mir sonst auffällt ist die Streulichtblende die super mit ihrem Verdrehschutz funktioniert. Gleichzeitig ist die Nut beim 135er dünner als bei meinen anderen Objektiven und erscheint mir damit etwas fragiler, das ist aber natürlich ein subjektiver Eindruck, ich bin kein Werkstoffwissenschaftler. 

AF, MF und IS: 

Das Canon RF 135mm 1.8 L IS USM überzeugt hier in allen drei Kategorien, fangen wir mit dem MF an, die Übersetzung des Focus by Wire ist exzellent gelungen, super feinfühlig, einfach top. Offen gestanden merke ich kaum, dass es sich um Focus by Wire handelt, was super positiv ist in meinen Augen. Der AF ist top, schnell und zuverlässig. Hinzu kommt, dass er sehr präzise arbeitet. Wirklich sehr gut, auch im Nahbereich ist er der präziseste AF, den ich bis heute gesehen habe, ich fokussiere seltener nach als bei allen anderen Objektiven. (Zum Vergleich ich fokussiere im Nahbereich sonst >90% meiner Bilder manuell nach.) 

Der IS ist sehr leise und leistet einen tollen Job, ich kann schnell 1/15sek freihand machen (mit Teilelektronischem Verschluss, mit elektronischem Verschluss noch länger), darunter habe ich es noch nicht probiert. Im Alltag setze ich oft das Sigma 150mm 2.8 Macro ein, wenn ich hier die Sensorstabilisierung vergleiche, bekomme ich schnell bei 1/100sek Probleme mit Verwacklungen in der Serie, hier mache ich mir beim Canon RF 135mm 1.8 L IS USM überhaupt keine Gedanken und das hilft mir viel mehr Bilder bei ISO 100, statt 400 zu machen, was am Ende zu einer merklich besseren Qualität führt.

Die Kontrahenten von links nach rechts; Canon EF 135mm 2.0 L USM, Sigma Art 135mm DG HSM 1.8, Canon RF 135mm 1.8 L IS USM

Optische Leistung und Chromatische Aberrationen:

Gerne will ich zwei Vergleiche ziehen, zum einen den zu anderen 135ern und zum anderen allgemein vielleicht im Vergleich zum neuen Canon RF 85mm 1.2. Meiner Meinung nach ist die optische Leistung des Canon RF 135mm 1.8 L IS USM über jeden Zweifel erhaben. Es ist was CAs angeht besser als das RF 85mm 1.2 das schon sehr, sehr gut ist. Generell ist das neue Canon RF 135mm 1.8 L IS USM von der Bildmitte bis zum Rand optisch exzellent und spielt hier in einer Liga mit den großen Superteleobjektiven. Mir fällt kein Objektiv ein, von dem ich behaupten würde, es hätte optisch bessere Qualitäten. Ich würde es als überragend bezeichnen. Mir fällt im absoluten Nahbereich, also an der Naheinstellgrenze ein leichter Abfall der Schärfe auf. Hier hilft es enorm von 1.8 auf 2.0 abzublenden oder sich wenige Zentimeter vom Motiv zu entfernen.

Vergleichen wir das Canon RF 135mm 1.8 L IS, das Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM und das Canon EF 135mm 2.0 L, so sollten wir mit den Besitzverhältnissen Klarheit schaffen, die Canons sind mein Eigentum, das Sigma ist von einem Kunden. Vorab sollte ich dazu sagen, dass ich den Bild Look des Canon EF 135mm 2.0 L USM immer dem Sigma Art 135mm 1.8 vorgezogen habe und dass ich Sigma Objektiven häufig kritisch gegenüberstehe, da hier oft Schärfe über Bild Look gestellt wird. Aber schaffen wir einfach mal Fakten mit den drei Exemplaren, die ich vergleichen kann. Da diese Objektive alle drei optisch sehr gut sind, vergleiche ich ausschließlich die Offenblendleistung. Alle gezeigten Ausschnitte sind Crops aus einem unbearbeiteten RAW geöffnet über Adobe Camera RAW.

200% Crops unbearbeitet aus der Bildmitte 

In der Bildmitte ist das Ergebnis eindeutig das Canon RF 135mm 1.8 L IS deklassiert die beiden anderen Objektive. Derart eindeutig hätte ich kein Ergebnis erwartet. Um ehrlich zu sein war das Sigma in der Bildrückschau derart schlecht, dass ich mehrere Testbilder mit AF und MF gemacht habe, um das Ergebnis zu verifizieren. Beim Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM vs. Canon EF 135mm 2.0 L hat das Canon EF wesentlich mehr CAs, ist aber schärfer in der Bildmitte. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass das Sigma wesentlich schärfer als das Canon EF ist. 

200% Crops unbearbeitet in der Bildecke 

In der Bildecke ist das Ergebnis so wie ich es erwartet habe, das Canon RF 135mm 1.8 L IS deklassiert das Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM und das Canon EF 135mm 2.0 L. Gleichzeitig ist das Sigma in den Bildecken wesentlich besser was CAs und Schärfe angeht als das Canon EF. Das Canon EF schlägt sich für eine 30 Jahre alte Konstruktion sehr gut, muss sich hier aber geschlagen geben. 

Was mich sehr verwundert hat ist, dass das Canon EF bei Offenblende 2.0 genau die gleiche Verschlusszeit und Helligkeit erzeugt wie die beiden anderen bei 1.8. Natürlich kann sich das Licht verändert haben im Test, aber das halte ich für unwahrscheinlich, da es in jedem Testdurchlauf der Fall war. Meine Vermutung ist, dass der f-stop des Sigmas und Canon RF zwar 1.8 ist, der t-stop zwischen dem Canon EF 2.0 und den beiden 1.8ern sehr ähnlich ist.

Bokeh, Bild Look und Gegenlicht:

Generell kann ich hierzu noch nicht ausreichend viel sagen, denn ich habe erst einige tausend Bilder mit dem Canon RF 135mm 1.8 L IS gemacht. Dabei fiel mir auf, dass das Bokeh sehr schön und Unschärfekreise rund sind und die Übergänge zwischen Schärfe und Unschärfe perfekt cremig. Was das Gegenlicht angeht, fiel mir nicht auf. Das ist erstmal positiv, wenn es gibt, eigentlich keine störenden Flares oder Kontrastabfälle. Hier wurde sehr gut korrigiert. Gleichzeitig kann man keinen Lensflare einsetzen der einen besonderen Charakter hat. Ich bin im ersten Schritt sehr zufrieden, es ist vielleicht etwas synthetisch perfekt, aber das erleichtert mir persönlich das Arbeiten in 98% der Fälle. Die 2% der Fotografien, in denen ich gerne einen auffälligen Lens Flare hätte, muss ich zu einem anderen Objektiv greifen. Insgesamt ist das Canon RF 135mm 1.8 L IS wirklich handzahm und kein Stück zickig im Gebrauch. Es funktioniert einfach richtig gut. Im Moment bin ich sehr angetan, hierzu werde ich aber in den kommenden Jahren mehr sagen können.

Die Übergänge von Schärfe zur Unschärfe sind beim Canon RF 135mm perfekt weich.

Die Unschärfekreise sind rund, die Kontraste wunderschön und die Schärfe ist grandios.

Kaufempfehlung und Preis/Leistung:

Das Canon RF 135mm 1.8 L IS schlägt mit 2699€ zu Buche und wiegt 935g, kostet also 288,66€ pro 100g. Das Sigma Art 135mm 1.8 DG HSM kostet 1479€ und wiegt mit Adapter 1360g (1130g ohne Adapter), womit es mit Adapter 108,75€ pro 100g kostet. Das Canon EF 135mm 2.0 L gibt es nur noch gebraucht um die 550-650€ (letzter Neupreis 1089€) und wiegt 750g ohne Adapter und 980g mit Adapter. (Bitte nimmt die beknackte Kennzahl Preis pro 100g nicht so ernst, aber hier gewinnt eindeutig das neue Canon RF 135mm, das auf 100g am teuersten ist.)

Meine Einschätzung ist wie folgt, das Canon EF 135mm und Sigma 135mm ermöglichen bei 90 bzw. 87,5cm Mindestabstand einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,3 bzw. 1:5. Das Canon RF 135mm 1.8 L IS hat eine Naheinstellgrenze von 70cm und ermöglicht einen maximalen ABM von 1:3,8. Was nach keinem großen Unterschied klingt, ist in der Praxis richtig viel. Das Canon RF passt perfekt für die Pflanzenfotografie und ich komme bei vielen kleineren Motiven (Krokusse, Schneeglöckchen und Küchenschelle) nah genug ran, was mich bei den EF-Varianten manchmal gestört hat. 

Vom Gewicht muss ich sagen überzeigt mich das Canon RF, es wirkt zwar voluminöser als das EF L, ist aber unterm Strich sogar etwas leichter. Dafür bekommt man einen IS, eine bessere optische Leistung und die bessere Naheinstellgrenze. Beim Sigma hat mich das massive Gewicht schon immer abgehalten es zu kaufen. 

Für mich, in meiner Situation gesprochen, ist mir das Canon RF 135mm 1.8 L IS den hohen Preis wert. Ich bin aber professioneller Fotograf und nicht besonders preissensibel. Zudem nutze ich die Brennweite unheimlich gerne. Stand heute bin ich top zufrieden und überzeugt vom Canon RF 135mm 1.8 L IS. Wer nur selten zum 135er greift, dem empfehle ich das Canon EF 135mm 2.0 L USM, es ist für einen Gebrauchtpreis von 550-650€ unheimlich gut und bringt einen perfekten Bild Look. Beim Sigma tue ich mir schwer, da ich persönlich den Bild Look nicht so gerne mochte, die Schärfe und CAs sind auf einem sehr guten Niveau, aber das Gewicht ist einfach sehr hoch im Vergleich zu den beiden Canons. Ich würde es mir nicht kaufen wollen, aber das ist natürlich sehr subjektiv. Umgekehrt bekommt man am Markt zwei Sigmas für den Preis eines Canon RFs, was schon eine Ansage ist. 

Ein Rotkehlchen am Wegesrand zeigt eine tolle Freistellung und schönen Bildlook.

Fazit:

Das Canon RF 135mm 1.8 L IS ist eine Ansage, preislich und optisch. Ich habe keinen einzigen richtigen Kritikpunkt an dem Objektiv, im Gegenteil es ist absolut überzeugend, die bessere Naheinstellgrenze und der IS machen es für meine Fotografie zu einer Traumlinse. Wer die Brennweite mag und das Geld dafür übrig hat, der sollte dieses Objektiv kaufen. 

Für deinen nächsten Einkauf bei AC-Foto.com bekommst du über meinen Affiliatelink ein individuelles Angebot, wodurch du einen günstigeren Preis bekommst und meinen Blog und Podcast unterstützt.

Ein kleiner Vergleich der Freistellung zwischen Canon RF 100mm 2.8 L IS und Canon RF 135mm 1.8 L IS. Oben ist das Canon RF 135mm unten das Canon RF 100mm Macro. Bei dem Foto mit dem Makroobjektiv bin ich etwas näher ans Motiv gegangen um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern. Dennoch ist der Unterschied in der Freistellung riesengroß.