13. Apr 2023

CFExpress Typ B Speicherkarten für spiegellose Kameras

Erfahrungsbericht, Fototechnik

Ganz viele Wise Gen2 CFExpress Karten

Mir ist bewusst, dass Jan Wegener und ich oft im Podcast über das Thema Speicherkarten sprechen, in meinem Blog wird es jedoch seit dem August 2020 nicht mehr aktiv erwähnt, aus diesem Grund wollte ich einfach ein Paar Informationen zusammentragen und etwas über meine Praxis mit den CFExpress Typ B Speicherkarten beitragen. Dieser Beitrag ist als eine kurze praxisorientierte Stütze gedacht und geht technisch an einigen Stellen nicht besonders tief, um die Praxisseite im Vordergrund zu belassen.

Geschichte: gefühlt habe ich Jahrzehnte lang mit Compact Flash Karten fotografiert, konkret habe ich von 2001-2020 mit Compact Flash Karten gearbeitet. Natürlich hat sich die Kapazität von 32MB zu 128GB entwickelt und auch die Speichergeschwindigkeit hat sich entwickelt, dennoch habe ich den Formfaktor und die Kompatibilität sehr genossen. In meinem Kopf war die Compact Flash oder auch CF Karte, einfach das Medium der Fotografie. In dieser Zeit gab es viele andere Speicherkartentypen, die erschienen und verschwunden sind und andere haben sich durchgesetzt. So ist die SD-Karte und Micro SD-Karte eigentlich nicht mehr weg zu denken.

CFExpress Typ B das neue Compact Flash?

Zunächst ist wichtig zu wissen, dass es CF-Express Typ A, Typ B und Typ C gibt. CFExpress Typ A ist langsamer als Typ B, dafür aber wesentlich kompakter und kommt eigentlich nur bei Sony zum Einsatz. Hierdurch können Sonykameras in einem Slot sowohl SD-Karten als auch CFExpress Typ A Karten verwenden. CFExpress Typ B ist der gleiche Formfaktor wie die XQD-Karten, die Nikon seit langem einsetzt. XQD und CFExpress Typ B sind trotz des gleichen Formfaktors nicht untereinander auszutauschen, nur Geräte, die beide Formate bedienen können, arbeiten auch sauber zusammen. So können inzwischen die meisten Nikon Kameras mit XQD-Slot per Firmwareupdate auch CFExpress Typ B einsetzen, aber z.B. die wenigsten CFExpress Typ B Card Reader können XQD-Karten lesen. (Hier immer auf der Kleingedruckte zur Kompatibilität lesen, wenn dies erforderlich ist.)  CFExpress Typ C ist für Fotografen weitgehend irrelevant, da dieser Typ nicht in Kameras zum Einsatz kommt.

Mit der Markteinführung der Canon EOS 1DX III im Jahr 2020 ist die CFExpress Karte in mein Leben getreten und ich war skeptisch, ob sich das Format durchsetzen wird. Heute können wir festhalten, ja, CFExpress Typ B hat sich durchgesetzt. Alle semiprofessionellen und professionellen Kameras von Canon (EOS R5/R3) und Nikon (Z6/Z7/Z9) setzen auf das Format und auch Olympus und Fuji setzen bei den schnellen Kameras auf das Format.

Der Vorteil der CFExpress Karten liegt auf der Hand, kaum Speicherlimitationen und eine hohe Geschwindigkeit machen die CFExpress Karten zur ersten Wahl, wenn es um Geschwindigkeit geht, also um Serienbilder und ums Filmen. Viele Filmformate werden generell nur mit CFExpress Karten Typ B unterstützt, da hier die Geschwindigkeit erforderlich ist.

Doch es ist nicht nur die Schreibgeschwindigkeit, sondern auch die Lesegeschwindigkeit, die das Leben des Fotografen verändert haben. Mit Hilfe von aktuellen USB-C Card Readern (USB 3.2 Gen2) sind Übertragungsgeschwindigkeiten von 1000 MB/sek möglich. In der Praxis gibt es hier viele limitierende Faktoren von der Hardware im Computer, über die Ports bis zum Kabel und Card Reader. Im Schnitt sind aber 700-1000MB/sek die Regel bei einem ordentlichen Setup möglich. Das ist eine unglaubliche Zeitersparnis beim Übertragen der Bilder. Hier sind die USB 3.2 Gen2 Reader der eigentliche Flaschenhals, die CFExpress Karten könnten noch schneller ausgelesen werden.

Geschwindigkeit ist nicht gleich Geschwindigkeit:

Wichtig zu verstehen ist, dass die Angaben auf den CFExpress Typ B Karten sehr irreführend sind. Laut der Angabe ist jede Speicherkarte superschnell, das ist aber nicht die Realität. Es wird nämlich mit Geschwindigkeiten up to, also bis zu xxx MB/sek geworben. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, die Spezifikationen, des Herstellers zu lesen. Denn die garantierte Schreibgeschwindigkeit (Min Sustained Write) ist das, was uns wirklich interessiert. Es ist sozusagen die Mindestschreibgeschwindigkeit, die eine Speicherkarte erreichen kann. Leider geben viele der Hersteller diese nicht an, was oft zu Enttäuschungen führen kann. Offen gesagt macht es mich sauer, dass die meisten Hersteller einfach immer nur mit up to werben, mit Spezifikationen wie „Up to 1900MB/s read transfer, write speeds lower. Speeds based on internal testing. Actual sustained speed may vary depending on host device.“ Schauen wir uns einmal die Min Sustained Write bei Wise an . Zwischen einer 128GB Speicherkarte die 140MB/sec Schreibgeschwindigkeit garantiert und einer 1TB Speicherkarte, die 1300MB/sec garantiert liegen Welten. Der Sprung zur Wise Professional ist rein von der garantierten Schreibgeschwindigkeit nicht mehr so groß bzw. sogar nur bei der Wise Pro 640GB vorhanden. Das ist der Grund, warum z.B. auf eine Wise 128GB oder eine SanDisk 128GB CFExpress Typ B Karte nicht in 8K gefilmt werden kann. 

Bei den Wise Speicherkarten ist der Fortschritt der letzten Jahre beachtlich. Die Speicherkarten unterscheiden sich massiv, wenn es um die verarbeiteten Flash Speicher und die Controller geht. So unterscheiden sich die neuen Wise CF Express Typ B Gen2 Speicherkarten kaum noch in der Schreibgeschwindigkeit von der Pro, dennoch kommen in den Pro Karten bessere Flash Speicher zum Einsatz, weshalb die Lebensdauer bzw. die Anzahl der möglichen Schreibzyklen vergrößert wird. Die teureren Speicherkarten sind in dem Bereich leider auch die besseren. Gleichzeitig ist hier die Entwicklung nach wie vor rasant, so greift beispielsweise die Gen1 auf 28nm Technologie und die Gen2 der Wise CFExpress arten auf 12nm Technologie zurück. Das sorgt für wesentlich schnelleren Speicher und geringere Hitzeentwicklung. 

Meine Empfehlung ist hier nach den Min Sustained Write Geschwindigkeiten zu schauen und daran eine Kaufentscheidung zu treffen.     

Speicherkartenwahl: 

Mir ist bewusst, dass CFExpress Karten wesentlich teurer sind als SD-Karten und viele Fotografen lieber zu SD-Karten greifen. Ich persönlich hasse SD-Karten, zum einen wegen des Formfaktors und der Bruchgefahr, hier gibt es zum Glück auch Though Karten. Gleichzeitig sorgen SD-Karten dafür, dass die Kamera einfach unfassbar langsam ist. Sollte ich meine CFExpress Karte einmal vergessen fällt mir das Fehlen der Karte immer daran auf, dass die Kamera mit SD-Karte einfach wesentlich langsamer ist. Das bedeutet, die Serienbilder werden wesentlich langsamer weggeschrieben, aber auch die Bildwiedergabe ist viel langsamer und treibt mich in den Wahnsinn. Es ist in der gesamten Arbeitsgeschwindigkeit von Bild speichern über Bild Wiedergeben, bis Bild auf den PC übertragen ein so gravierender Unterschied, dass ich persönlich immer zur CFExpress Karte greifen würde. Diesen drastischen Unterschied machen sich aber viele überhaupt nicht bewusst. Ich habe selbst einmal den Unterschied gemessen, also die schnellste Wise SD Karte vs. aktuelle Wise CFExpress Typ B Gen 2 Karte. Mit dem elektronischen Verschluss und einer CFExpress Karte braucht die Canon EOS R5 im Schnitt 5,5sek, um den Buffer zu leeren, die SD-Karte braucht hier im Schnitt 15,5sek, also fast 3-mal so lange. Beim mechanischen Verschluss braucht das Leeren des Buffers lediglich 4sek bei der CFExpress und 14,5sek bei der SD-Karte. In einer Actionsituation fühlen sich diese extra Sekunden wie Stunden an. Hier merkt man auch nochmal, dass die Wise CFExpress Typ B Karten von der Gen1 zur Gen2 nochmals schneller geworden sind.

Fazit:

Eigentlich gibt es hier überhaupt kein Fazit, mein Gefühl ist, dass sich CFExpress Typ B absolut durchgesetzt hat und in den kommenden Jahren das dominierende Medium in der professionellen Fotografie sein wird. Jeder, der bis heute keine CFExpress Karte genutzt hat, dem empfehle ich (sofern ein Slot in der Kamera dafür vorgesehen ist), eine CFExpress Karte auszuprobieren, die wenigsten werden jemals wieder zur SD-Karte zurückwechseln wollen. Das ist auch der Grund, warum ich mir für künftige Canon Kameras einen Dual CFExpress Slot wünsche.

Sollten in diesem Blogbeitrag irgendwelche Marken genannt, verlinkt oder erkennbar sein, so handelt es sich um Werbung, unabhängig davon, ob dafür eine Gegenleistung erfolgt oder nicht.