22. Mrz 2023

Bildlook und Bokeh Meister Canon RF 85mm 1.2 L USM Test

Fototechnik, Objektivtest

Neben dem Canon EF 135mm 2.0 L und dem Canon TS-E 135mm 4.0 L sieht man wie voluminös das Canon RF 85mm 1.2 wirklich ist.




Einleitung:

Das Canon RF 85mm 1.2 L USM ist riesengroß, so ein Objektiv brauche ich nicht. Dieser Überzeugung war ich, bis zu einem meiner Workshops. Zum Schmetterlings- und Pflanzenfotografieworkshop rate ich meinen Teilnehmerinnen immer auch die exotischeren Objektive, die sie ggf. besitzen mitzubringen. Markus brachte sein Canon RF 85mm 1.2 L USM mit und ich machte den Fehler es auszuprobieren. Ich habe ein Paar Bilder gemacht und war sofort derart begeistert, dass ich es auch haben musste und bei AC-Foto bestellt habe. Es ist einfach das schärfste Objektiv, das ich bis dato im Portraitbereich je gesehen habe. Die Bilder der Teilnehmerinnen waren so scharf, das musste ich einfach haben. Nach meinem neuen Bewertungsmaßstab bekommt man beim Canon RF 85mm 1.2 L USM für 267,70€ je 100g Objektiv, was einem Marktpreis von 3199€ entspricht. An dieser Stelle #Transparenz ich habe das Objektiv bei AC-Foto gekauft und bezahlt, bin aber Canon Ambassador und kooperiere mit AC-Foto. Wenn du mich unterstützen willst, dann kannst du über meinen Affiliatelink bei AC-Foto ein persönliches Angebot bekommen. Damit sparst du Geld und unterstützt mich. Umgekehrt darfst du selbst entscheiden, ob meine Meinung wertvoll für dich ist. Hier der Größenvergleich zum Canon RF 100mm 2.8 L IS Makro

Erster Eindruck:

Inzwischen besitze ich das Canon RF 85mm 1.2 L USM über 1,5 Jahre, der erste Eindruck ist also ein bisschen verflogen. Ich kann mich aber noch genau daran erinnern, wie ich immer gesagt habe diesen Glasklotz brauche ich nicht und die Ergebnisse waren einfach so scharf, dass ich es nicht glauben konnte, was dieses Objektiv liefert. Ich nenne es heute liebevoll die „dicke Berta“. Das Objektiv wird wie immer in einem schlichten Karton geliefert, die Streulichtblende ist dabei und bestimmt auch ein Säckchen für das Objektiv. Ich bin ganz ehrlich, mir ist vollkommen egal wie das „Unboxing“ ist, ich will nur das Objektiv und die Streulichtblende und dann fotografieren gehen. Was sofort auffällt ist wie groß und globig dieses Objektiv ist. Das Canon Canon RF 85mm 1.2 L USM ist einfach unfassbar, was die Dimensionen angeht, ist aber mit 1195 Gramm gut zu händeln. Insgesamt ist das Handling sehr gut, wenn man sich daran gewöhnt, das 85er in den Handballen zu legen und die Kombination nicht an der Kamera hält. Die Kamera hängt einfach nur am Objektiv. Die Verarbeitung ist top, wie man es gewohnt ist von Canon, das typische Finish der neuen Canon L Objektive.



DS oder non DS:

Das Canon RF 85mm 1.2 L USM gibt es in zwei Versionen, dem Canon RF 85mm 1.2 L USM und eines mit der Endung DS. Das DS kostet 3649€, das normale 3199€. DS steht für Defocus Smoothing, diese Vergütung sorgt dafür, dass unscharfe Lichtquellen abgemindert und weicher dargestellt werden. Im Klartext, Unschärfekreise bekommen weiche Kanten und verschwimmen. Ein Effekt, den ich für meine Fotografie nicht möchte und der Grund, warum ich mir das normale gekauft habe. Die DS-Variante würde ich nur dann empfehlen, wenn du weißt, warum du diese kaufst.




Bedienelemente:

Die Schalter bei dem Canon RF 85mm 1.2 L USM sind begrenzt auf zwei, einen AF/MF Schalter und eine Fokussierbereichbegrenzung. Dazu kommt wie immer ein MF-Ring und ein Controlring, den Ihr mit Funktonen belegen könnt.



Optische Leistung und chromatische Aberrationen:

Mit einer Offenblende von 1.2 ist das Canon RF 85mm 1.2 L USM ein echtes Nachtsichtgerät. Es ist unglaublich wie viel Licht man mit diesem Objektiv sammeln kann. An der Canon EOS 5D II habe ich das legendäre Canon EF 85mm 1.2 L USM II besessen. Dieses Objektiv war, so schön wie der Bild Look auch ist für meine Art der Fotografie nicht brauchbar, da die Randbereiche schnell unscharf wurden und die chromatischen Aberrationen wirklich heftig waren. Das ist beim Canon RF 85mm 1.2 L USM einfach anders. Bis vor ein paar Wochen hätte ich gesagt die chromatischen Aberrationen sind perfekt korrigiert, aber das Canon RF 135mm 1.8 L IS USM ist noch ein bisschen besser korrigiert. Generell ist der Aufwand die chromatischen Aberrationen zu minimieren bei einem solchen 85er mit Offenblende 1.2 sehr groß und Canon hat hier einen großartigen Job gemacht. Chromatische Aberrationen sind kaum vorhanden bzw. so gering, dass diese keine praxisrelevante Auswirkung haben. Was die Schärfeleistung angeht, ist das Canon RF 85mm 1.2 L USM unvorstellbar gut und das bei Offenblende 1.2. Ich benutze es wirklich nicht so viel im Alltag und immer, wenn ich es benutze, bin ich bereits in der Bildrückschau auf dem Display richtig begeistert von der Schärfe und den Kontrasten. Die Schärfe fällt zu den Rändern kaum ab und die Kontraste sind wunderschön. Vergleicht man es mit einer anderen guten Festbrennweite wie dem Canon RF 85mm 2.0 IS, dann ist das 1.2er einfach eine andere Liga.

Bokeh und Gegenlicht:

Es gibt in meinem Schrank zwei Objektive, von denen ich sagen würde, es sind die beiden mit dem meisten Charakter und das sind einfach das Canon RF 85mm 1.2 L USM und das Canon EF 200mm 2.0 L IS USM. Es sind auch die zickigsten Objektive (dazu später mehr), aber die machen einfach einen richtig geilen Bild Look. Das Bokeh des Canon RF 85mm 1.2 L USM ist einfach wunderschön, die Unschärfekreise wirken sehr schön und rund, zu den Rändern hin gibt es natürlich leichte Zitronenbildung, die Unschärfekreise gehen dann also von der komplett runden zu einer gestauchten Form über. Die Übergänge von Scharf nach Unscharf sind einfach unfassbar schön weich, aber Scharf ist eben Scharf beim Canon RF 85mm 1.2 L USM, nicht wie es früher war. Dazu kommt das Streulichtverhalten, es ist vollkommen unauffällig bei Gegenlicht und dann am Abend kann man einen kleinen Flare ins Bild fallen lassen, der Orange leuchtet. Es ist einfach perfekt für mich, das beste 85er, das ich je besessen habe.

Hier der Vergleich, oben das Bild mit 85mm und Offenblende 1.2




Autofokus, Bildstabilisator und Nahbereich:

Der Autofokus des Canon RF 85mm 1.2 L USM ist super treffsicher und er ist schnell. Es ist aber nicht das schnellste Canon Objektiv, das ich je erlebt habe. Es ist überhaupt kein Vergleich zur EF-Version, aber es ist eben aufgrund der Glasmasse die Bewegt wird nicht das schnellste Objektiv. Ein Canon RF 70-200mm ist als Beispiel einfach schneller. Für meine Sujets, also Menschen und Pflanzen reicht es locker aus. Das Canon RF 85mm 1.2 L USM verfügt über keinen Bildstabilisator, sondern nutzt die Sensorstabilisierung. Hier macht Canon einen sehr guten Job und ich vermisse den IS überhaupt nicht. Was mich ein bisschen stört ist die Naheinstellgrenze von 85cm, was für einen Maximalen Abbildungsmaßstab von 1:8,3 führt. Das bedeutet für mich in der Praxis, dass es zickig ist, da ich oft noch näher ran will. Mit Zwischenring ist es aber leider nicht empfehlenswert (optische Qualität). Entsprechend ist das Canon RF 85mm 1.2 L USM nur für größere Pflanzen empfehlenswert und nimmt dem 85er für mich oft den Reiz in der Praxis. Für die meisten Tieraufnahmen ist es hingegen zu kurz.




85mm und die Praxis:

Unter uns gesprochen, ich mag 85mm nicht. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon in meinem Podcast gesagt habe, es ist nicht meine Brennweite. Ja, ich besitze zwei 85er und ich weiß, wann ich diese Brennweite brauche, und setze diese dann auch ein. Aber 85mm und ich passen einfach nicht zusammen. Mir ist diese Brennweite für Portraits meistens zu lang, hier bevorzuge ich 50mm und für Pflanzenfotografie ist sie mir meistens zur kurz, hier nehme ich lieber 135mm. Was ich damit sagen will, ist, steigt nicht direkt mit dem Canon RF 85mm 1.2 L USM ein, weil ihr diese Brennweite empfohlen bekommen habt. Natürlich ist das sehr subjektiv. Probiert selbst aus ob euch diese Brennweite liegt oder nicht. Ich kann nur sagen bei mir führen 85mm immer ein Schattendasein und immer, wenn ich das Canon RF 85mm 1.2 L USM auf die Kamera schraube, bin ich begeistert, weshalb ich es nicht verkaufen werde.

Fazit:

Das Canon RF 85mm 1.2 L USM ist ein absoluter Spezialist, der für mich als Naturfotograf eigentlich zu schade ist. Perlen vor die Säue könnte man sagen. Ich gönne mir den Luxus, da mir dieses Objektiv einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Was die optische Qualität angeht, kann ich es einfach nur empfehlen, eine wirklich geile Linse, die einen traumhaften Bild Look abliefert. Rein auf die Naturfotografie bezogen, kauft es nur, wenn ihr wirklich einen Anwendungsfall habt oder, wenn ihr auch noch gerne Portraits macht. Wer damit vor allem Pflanzen fotografieren will, ist mit dem Canon RF 135mm 1.8 L IS besser aufgestellt. Du willst auch ein 85er? dann nutze meinen Affiliatelink zu AC-Foto.com , so bekommst du einen top Preis und ich profitiere auch davon.

Sonnenaufgang beim Frauenschuh, direktes Gegenlicht bei Blende 1,2

Traumhafte übergänge zwischen Schärfe und Unschärfe beim 85er

Sollten in diesem Blogbeitrag irgendwelche Marken genannt, verlinkt oder erkennbar sein, so handelt es sich um Werbung, unabhängig davon, ob dafür eine Gegenleistung erfolgt oder nicht.