27. Jul 2021
Erfahrungsbericht, Fototechnik, Kameratest, Objektivtest
Praxiseinsatz Canon RF 400mm 2.8 L IS USM
#Transparenz, ich hatte das Glück das Canon RF 400mm f2,8 L IS UM und das Canon RF 600mm f4,0 L IS USM in einer Vorserie testen zu dürfen. Die Objektive hatte ich auf zwei Reisen dabei und konnte ausführlich testen und normal damit arbeiten.
Canon RF 600mm 4.0 L IS USM auf meinem Novoflex TrioPod Medium mit Novoflex ClassicBall 5II
Auspacken und erster Eindruck:
Alle Eindrücke wurden an zwei Canon EOS R5 gesammelt, also an der aktuell höchstauflösenden Canon EOS R Kamera.
Die neuen Canon RF Supertele sind vermutlich die einzigen Objektive, die als RF Variante nicht teurer geworden sind als die EF Variante. Das Canon RF 400mm schlägt mit 12.999€ und das RF 600mm mit 13.999€ zu Buche. Beide also sowohl das Canon RF 400mm f2.8 L IS USM (Gewicht 2890g), als auch das Canon RF 600mm f4.0 L IS USM (Gewicht 3090g) werden identisch zur EF Variante geliefert. Es kommt also das Objektiv in einem Karton, einem großen Objektivköcher, einem Kameragurt, Front- und Rückdeckel. Das Canon immer noch diesen absolut praxisuntauglichen Frontdeckel herstellt verstehe ich nicht. Diese habe ich sofort durch einen Kunststoffdeckel ersetzt. Aber das machen die anderen Hersteller auch nicht besser.
Wer bereits ein EF Supertele der Variante IS III besitzt, der wird im ersten Moment keinen unterschied merken. Gewicht, Layout und Streulichtblende sind grundlegend identisch zum Canon EF 400mm f2.8 L IS III USM und Canon RF 600mm f4.0 L IS III USM. Einzige Neuerung ist, dass die Entfernungsanzeige, wie bei allen Canon RF Objektiven fehlt. Die RF Anzeige lässt sich im Sucher und auf dem Display weiterhin einblenden.
Gleichzeitig kann man den Fokusring der RF Variante als Controlring verwenden. Hierzu ist ein Firmwareupdate erforderlich, das es für die Canon EOS R5/R6 noch nicht gibt. Sprich diese Funktion konnte ich nicht testen.
Über das Design wurde in den Internetforen rege diskutiert, der silberne Adapter wirkt im ersten Moment skurril. Ist die Kamera angesetzt, passt er zum R Layout und sieht sehr gut aus. Sobald jedoch ein weißer Canon RF Extender angeschlossen wird, so sieht es ein wenig befremdlich aus. Also quasi schwarz, silber, weiß, silber, weiß, ein gewagtes Design. Ich vermute, wenn wir uns an die RF Supertele gewöhnt haben, werden die Canon EF Supertele der IS III Variante altbacken wirken, aber bis dahin müssen wir uns an das eigenwillige Design gewöhnen. Unter uns, mir ist das Design eines Objektives herzlich egal, es muss abliefern in jeder Situation und dann bin ich happy.
Extrem genial finde ich nach wie vor das Handling, sowohl das RF 400mm als auch das RF 600mm sind extrem leicht und gut freihand zu nutzen. Wo das Gewicht eingespart wurde, findet Ihr in meinem Bericht zum EF 400mm L IS III. Dank des nativen RF Anschlusses wirkt nun alles wie aus einem Guss, top verarbeitet und federleicht. Ich kann es nicht oft genug sagen, ein Sigma 5.0-6,3 150-600mm OS Sports ist schwerer als ein Canon RF 400mm 2,8 L IS USM.
Wer mehr über die Schalter, Fokusierbereichbegrenzungen, Focus Preset erfahren will, der ist bei mir falsch, hier geht’s um die Praxis in der Tierfotografie. Ich war also unterwegs, um Wildlifefotos zu machen.
Oben Canon EF Extender 2X III am Canon EF 400mm 2.8 L IS III USM vs. unten Canon RF Extender 2X am Canon RF 400mm f2.8 L IS USM
AF und IS:
Der AF und IS arbeiten gewohnt sehr gut und sind auf einem anderen Level als jedes Fremdherstellerobjektiv. Bis jetzt war das Canon RF 100-500mm 4,5-7,1 L IS USM mein schnellstes Teleobjektiv an der Canon EOS R5. Nun muss ich sagen, das Canon RF 400mm f2,8 L IS USM ist einfach schneller. Generell sind das Canon RF 400mm und das Canon RF 600mm superschnell was den AF angeht und lassen hier keine wünsche Offen. Neu ist, dass beide RF Supertele von zwei AF Motoren angetrieben werden und mit Kameras mit größeren Akkus schneller betrieben, werden können. Sprich der AF wird mit einer künftigen Canon EOS R3 und vermutlich einer EOS R1 (falls diese Kamera je erscheint), noch schneller werden.
Neu hinzu gekommen ist ebenfalls die Echtzeitkommunikation zwischen Objektiv und Kamera. In Grenzbereichen beeinflusst es mit Sicherheit die Stabilisierung, diese ist jedoch bei den Verschlusszeiten, die ich für meine Vogel und Tieraufnahmen genutzt habe, bereits gut genug beim EF-Objektiv. Wer freihand in der Dämmerung fotografiert, den dürfte diese Verbesserung jedoch freuen. Die Echtzeitkommunikation beeinflusst aber den Tier-Augen AF, denn die Motive werden gefühlt schneller bei der RF Variante erkannt als bei der EF Variante. Ich spreche hier NICHT von der AF Geschwindigkeit, also wie schnell von Nahbereich in den Fernbereich fokussiert wird, sondern wirklich nur davon, wie schnell die Kamera das Motiv erkennt und es tracken kann.
Was mir beim Autofokus mit den Canon RF Extendern aufgefallen ist, bei der Variante EF Extender an EF Supertele rennt das Objektiv gefühlt in einer Geschwindigkeit auf den Fokuspunkt zu und der AF trifft. Beim RF 400mm 2.8 mit dem RF Extender 2X im Vergleich, rennt der AF schneller los und bremst kurz vor dem zu fokussierenden Objekt ab und läuft etwas langsamer auf das Ziel zu. Am Ende führt das dazu, dass gerade bei flauen Motiven mit wenig Kontrast, das RF Supertele mit dem RF Extender zuverlässiger fokussiert als das EF Supertele mit dem EF Extender. Ich muss an dieser Stelle jedoch betonen, dass ich den Vergleich nur mit dem EF 400mm L IS III machen konnte, ein EF 600mm L IS III besitze ich im Moment leider nicht.
Beeindruckende Schärfe am Canon RF 600mm. Crop aus dem Querformat ins Hochformat und das bei ISO 6400 f4.0 und 1/30sek aus der Hand.
Beeindruckend was bei ISO 6400 und 1/30sek heute möglich ist. (100% Crop des bearbeiteten Bildes, ungeschärft (ohne Adobe Grundschärfung) und NICHT entrauscht)
Bildqualität und Streulichtverhalten:
Die optische Rechnung der neuen Canon RF Supertele hat sich im Vergleich zur EF IS III Variante nicht verändert. Entsprechend ist die Bildqualität genau so perfekt. Was mir über die Jahre mit der EF Variante aufgefallen ist, ist dass es einen Punkt im Gegenlicht gibt, ab dem der Lensflare im oberen Bildbereich abgeschnitten wird, das ist nicht ganz perfekt, passiert aber in der Praxis so gut wie nie, da der Winkel zu Sonne entsprechend perfekt getroffen sein muss. Ich gehe davon aus, 99,9% der Nutzer wird dies nicht auffallen.
Kommen wir zu dem spannendsten Punkt Bildqualität unterschied RF und EF Extender, denn an den RF Supertele, kann man natürlich auch die neuen RF Extender verwenden. Generell wirken die neuen RF Extender kompakter und sind minimal kleiner. Umgekehrt ist das Linsenelement, dass in das Objektiv ragt länger und die Rücklinse ist komplett anders konzipiert.
Vergleichen konnte ich nun nur das Canon RF 400mm mit RF 2X Extender und das Canon EF 400mm L IS III mit Canon EF 2X Extender III. Ich muss dazu ergänzen, dass mein Canon EF Extender 2X III bis zur Perfektion justiert wurde. Die vielen kleinen Stöße und das regelmäßige Hinfallen des Extenders, haben dazu geführt, dass sowohl das Gehäuse Risse hat als auch, dass der Lack sehr mitgenommen ist. Umso mehr erstaunt es mich immer wieder, dass mein Extender nach wie vor sehr gut abbildet.
Ich habe also echte, langweilige Vergleichsbilder bei 800mm mit Offenblende 5,6 gemacht. Dabei ist mir vor allem aufgefallen, dass die RF Kombination minimal mehr Chromatische Aberrationen zeigt und etwas mehr Details. Umgekehrt zeigt die EF Kombination minimalst mehr Schärfe und weniger Chromatische Aberrationen. Bis in die Bildecken ist der Unterschied ähnlich. Betrachten wir uns dazu die Softwareseite, so kann ich die Chromatischen Aberrationen rausrechnen und kann mit dem mehr an Details der RF Variante in der Schärfung mehr aus einem Bild rausholen als aus der EF Variante. Aber nochmal, die Unterschiede sind wirklich marginal und in der Wildlifefotografie werden Tierbewegung, Licht, Fokusgenauigkeit, Hitzeflimmern etc. mehr Einfluss auf das Ergebnis nehmen als dieser Unterschied.
Vergleich Canon EF Extender 2X III vs. Canon RF Extender 2x in der Bildmitte.
Vergleich Canon EF Extender 2X III vs. Canon RF Extender 2x in der Bildecke.
Update von EF auf RF, ja oder nein?
Würde ich nun ein Upgrade machen, ja oder nein? Wer von der EF Supertele Variante der Version I oder Version II kommt, der gewinnt beim Umstieg auf RF extrem IS und AF sind einfach weiterentwickelt worden und das Gewicht hat deutlich abgenommen. Wer bereits die EF IS III Variante besitzt, der muss für sich selbst abwägen, ob er wechseln möchte. Die Vorteile liegen auf der Hand:
Fazit:
Die neuen Canon RF Supertele sind perfekte Supertele. Sie erweitern Canons Modellpalette für RF in die nötige Richtung. Es ist keine innovativen Weiterentwicklungen, sondern aus meiner Sicht eine gute Modellpflege und passen in das RF LineUp. Da ich selbst inzwischen voll in die RF Welt eingestiegen bin, werde ich zeitnah mein EF Supertele gegen die RF Variante austauschen.
Das Canon RF 600mm erlaubt es durch die lange Brennweite sehr gut mit dem Vordergrund zu spielen. Aufgenommen mit Offenblende 4.0
Bei größerer Fluchtdistanz ist das Canon RF 600mm besonders angenehm einzusetzen.
Hier der zugehörige 100% Crop. (ungeschärft (Adobe Grundschärfung deaktiviert) und nicht entrauscht)
Auch bei kleinen Motiven trifft der Autofokus genau auf den Punkt. Aufgenommen mit dem Canon RF 400mm bei Offenblende 2.8
Perfekte Freistellung mit dem Canon RF 400mm f 2,8
100% Crop, die Schärfe ist auch zum Bildrand hin perfekt. Selbst bei Offenblende löst das RF 400mm sehr scharf und Detailreich auf. (ungeschärft und nicht entrauscht)
Der AF des Canon RF 400mm 2.8 greift blitzschnell zu, auch wenn das Motiv nur kurz auftaucht, hier der Eissturmvogel.
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