02. Sep 2024

Über Output Ausschuss in der Naturfotografie

Berge, Gämsen, Säugetiere, Tiere, Vogesen, Wildlife

Eine junge Gämse auf dem Rückweg, als das Licht für klassische Aufnahme zu hart wurde.
Canon EOS R5 II + Canon RF 400mm 2.8 L IS

Es gibt zwei Schlüsselmomente, die dazu führen, dass ich diesen Blogeintrag heute schreibe. Zum einen habe ich häufig während meiner Vorträge zwei nacheinander Folgende Bilder gezeigt, eines von einem Steinbock in perfektem Licht und eines von einem Regenbogen, dass ich wenige Augenblicke später in die andere Richtung aufgenommen habe. Ein Beispiel dafür, wie wichtig Glück und gute Bedingungen für perfekte Natur- und Wildlifefotos sein können. Zum anderen ist es immer wieder die Frage vieler Workshopteilnehmer nach dem Output und dem Ausschuss. Um dies zu betiteln ich gehe von 4-500 Fotos aus die ich bearbeiten werde auf 100.000, ich bin also mit 0,5 Prozent Trefferquote zufrieden. Mein eigenes Ziel ist dabei 5 richtig gute Fotos, die ich selten auf 100.000 geschossene Fotos erreiche. 

In den letzten Wochen war ich sehr viel in der Natur unterwegs und dabei habe ich sehr anders gearbeitet. Normalerweise habe ich meinen großen NYA-Evo Fotorucksack auf den Schultern und mehrere Kameras und ein halbes Dutzend Objektive dabei, sodass ich entsprechend professionell mein Motiv, wegen dem ich gekommen bin, fotografisch umsetzen kann. So ist Naturfotografie immer gewesen fokussiert und anstrengend. Nun habe ich ein kleines Experiment gewagt. Ich habe an großartigen Naturfoto Locations geschlafen in der Natur im Dachzelt, zusammen mit meinem Nachwuchs, um auch meinem Kind die Natur so zu zeigen, wie ich sie liebe. Die Fotoausrüstung war dabei, für den Fall, dass ich fotografieren wollen würde. Dadurch hat sich meine Fotografie verändert, denn ich hatte zum einen keinen Druck überhaupt zu fotografieren, ich konnte, wenn ich wollte und ansonsten war ich einfach draußen in der Natur. Zum anderen bin ich zum Fotografieren einfach mit einer Kamera mit angesetztem Objektiv los gegangen höchstens noch mit einem zweiten Objektiv in der Jackentasche und ein Ersatzakku in der Hosentasche. Hierdurch wurde Naturfotografie viel leichter und entspannter. Es war schön zu sehen, wie oft ich Natur genießen konnte, ohne auch nur ein Stativ auszubauen oder eine Kamera in der Hand zu halten. Natur genießen beim Kaffee trinken oder im Bergsee baden sozusagen. Zum anderen habe ich gesehen, wie oft ich überhaupt nicht fotografiert habe. Sondern eigentlich nur gezielt fotografiert habe, wenn ich das Gefühl hatte, dass die Bedingungen besonders gut sind. Gleichzeitig hatte ich meine Kamera mit einer kleinen Festbrennweite für Erinnerungen immer um die Schulter hängen.

Was hatte sich nun geändert, zum einen fehlte der Druck heute ein bestimmtes Wildlife Foto oder eine Tierart fotografieren zu müssen. Mein 400mm 2.8 hatte ich um die Schulter hängen, für den Fall der Fälle, aber es gab keinen Druck für mich selbst zu fotografieren und es zu erzwingen. Zum anderen führte es dazu, dass ich fotografieren konnte, was auch immer ich wollte, wodurch ich mir erlaubte auch andere Fotos oder Motive umzusetzen.

Des Weiteren habe ich gemerkt, wie wichtig Glück ist (was die Bedingungen angeht) oder eigentlich trifft es das amerikanische Sprichwort „preparation meets opportunity“ also Vorbereitung trifft Möglichkeit besser. Denn wenn ich viele Tage draußen verbringe und die Chance habe auf gute Bedingungen und gleichzeitig fotografisch in der Lage bin diese zu erkennen und umzusetzen, dann ist der Output bei guten Bedingungen einfach um ein Vielfaches höher. Also eigentlich bleibt alles beim Alten, wir müssen als Naturfotografen einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, Glück mit den Bedingungen und den Tieren haben und diese dann fotografisch gekonnt umsetzen, ist ja ganz einfach, oder?

Was ich aber wieder entdeckt habe ist, die entspannte Herangehensweise einiger Semi-professioneller Naturfotografen, die ich sehr schätze. Die absolut entspannt an die Fotografie heran gehen und diese nur für sich selbst betreiben. Mir macht die Zeit bei der es vorwiegend um das Natur erleben geht sehr viel Spaß, gibt mir Ruhe und ich glaube, dass der rein fotografische Output geringer war, als wenn ich rein auf die Fotografie fokussiert gewesen wäre. Gleichzeitig war der gesamte Prozess schöner und „erinnerungswerter“. Ich bin mir sicher, dass ich weiterhin viel zielorientiert fotografieren werde, gleichzeitig aber auch das entspannte Natur genießen mit einer Kamera wieder entdeckt habe. 

Der Nebel zieht über das Hohneck und die Martinswand.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Hochnebel und Vogesenwälder

Canon EOS R5 II + Canon RF 400mm 2.8 L IS

Wie groß der Output nun an einem „guten“ Morgen sein kann? Seht selbst, alle Fotos in diesem Blogeintrag sind an einem einzigen morgen entstanden. Die Bedingungen waren unglaublich, als ich vor Ort angekommen war sahen die Bedingungen alles andere als gut aus, doch plötzlich zog Hochnebel auf und gleichzeitig kämpfte sich die Sonne durch die Wolken, wodurch es einen Mix aus Lichtstimmungen, Feuchtigkeit und Nebel gab. Am darauffolgenden Morgen war ich wieder mit der Kamera vor Ort und habe nur auf einem Felsen gesessen und die Tiere beobachtet ohne Fotos zu machen, da es vom Licht kein Vergleich zu diesem Morgen war. 

Eine Gams läuft genau durch die aufgehende Sonne.
Canon EOS R5 II + Canon RF 400mm 2.8 L IS

Das Lichtspektakel im Hintergrund, kurz bevor der …
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

… Hochnebel kommt und die Szenerie verschluckt.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Hochnebel
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Im Nebelmeer
Canon EOS R5 II + Canon RF 400mm 2.8 L IS

Das Erste Licht des Tages trifft die Gams.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Weiche Farben in den Schatten.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Eine junge Gämse zwischen den Felsen.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Eine Brockenanemone am Waldrand, auf dem Weg zum Auto.
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

Die Sonne taucht den Wald in perfektes Licht. 
Canon EOS R5 II + Canon RF 135mm 1.8 L IS 

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