07. Jun 2020

Die Quintessenz der kreativen Naturfotografie

Blumen, Frühblüher, Frühling, Makro, Meer, Pflanzen, Vor der Haustür, Wald, Workshop Makrofotografie, Zingst

Bei dem Titel muss ich selbst schmunzeln. Wie schön ist es, die Erwartungen so weit nach oben zu schrauben und diesen somit pauschal nicht mehr gerecht werden zu können. Ein wunderbarer Marketingfehler.

In den letzten Wochen und Monaten habe ich viel Zeit gehabt zum Nachdenken. Meine sozialen Netzwerke Facebook und Instagram wurden gesperrt. Das war in der Coronazeit ein großer Rückschlag und in dieser Zeit wurde mir erstmalig bewusst wie abhängig ich von den sozialen Netzwerken bin: Die ganzen Chats, ja sogar das Telefonieren per Massanger mit Freunden, alles auf einmal weg. Ich hätte mich immer als einen Social Media affinen, aber nicht abhängigen Menschen beschrieben. Leute alles Quatsch, ich bin sowas von abhängig gewesen, erst der harte Entzug hat mir das deutlich gemacht. Woran habe ich das gemerkt? Mein Daumen am Handy ist bei Langweile automatisch auf das Facebookicon gewandert um festzustellen „hab ich ja nimmer“, um dann automatisch und ohne mein bewusstes Zutun auf Instagram zu touchen, mit dem gleichen Ergebnis, auch wenn meinem Gehirn im gleichen Moment bewusst wurde, „Hey du hast auch kein Instagram mehr“. Genauso wurde mir klar, so wirklich unabhängig bin ich wohl doch nicht. Im Gegenteil das Smartphone und die sozialen Netzwerke haben mich abhängig gemacht. Es hat gut eine Woche gedauert, bis dieser Automatismus, auf die sozialen Netzwerke zu klicken, verschwunden war, eine aus meiner Sicht viel zu lange Zeit.

Das interessante in der Zeit ohne die sozialen Netzwerke war, dass es sich zunächst seltsam und unangenehm anfühlte, vielleicht sogar verzweifelt? Doch mit den Tagen und Wochen wurde es zu einem Auftauchen und einem Atmen. Mein Kopf war nicht mehr verpestet von unnötigen Informationen, ich habe angefangen wieder viel freier zu denken, kreativer zu werden und viele Dinge überhaupt wieder wahr zu nehmen. Ein wunderbares Gefühl, so kam es auch zum Bohnensack, meinem neuen Podcast. Aber auch alle anderen Sinne konnten nun die echte Umwelt wahrnehmen und genießen.

Da ich ohnehin nur in Deutschland reisen durfte, plante ich meinen ersten Roadtripp seit langem. Mit Campingkocher, Suppen und guter Laune bewaffnet brach ich auf. Der erste Stopp war der Frauenschuh. Was habe ich mich darauf gefreut an diesen wunderbaren Ort zurück zu kehren. Auch wenn ich schon so oft da war, kehre ich unglaublich gerne an diese Orte zurück und experimentiere fotografisch. Nach über 400km Fahrt angekommen, war die Enttäuschung groß. Der Frauenschuh ist noch nicht so weit, er war klein und es blühte eigentlich nur vereinzelt ein unfotogenes Exemplar. Es breitete sich eine Art Enttäuschung aus. Der „Leistungsdruck“ in der Naturfotografie hatte mich ereilt. Auch davon habe ich mich freigesprochen. Also tat ich das, was ich schon immer an meinen Locations tue, sobald ich nicht weiter weiß: Ich habe mich auf meinen Bohnensack gesetzt.

Der Frauenschuh erwacht langsam zum Leben.
Canon EOS R + Canon 2,8 100mm L IS Makro + Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex Q-Base II

 

Grün und Weiß leuchten in der Dämmerung
Canon EOS R + Sigma 2,8 180mm OS Makro+ Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex Q-Base II

 

Es hat eine Stunde gedauert, aber die Vögel um mich herum haben für mich gesungen, die Sonne zwischen den Bäumen glitzerte und der Geruch des Nadelwaldes stieg wie ein Heiltrank in meine Nase. Im Verlauf des Abends sah ich auf den Feldern wunderschöne Landstriche, ein Reh, einen Fuchs und keine auffälligen Motive und es fühlte sich an wie früher vor 15 Jahren, als Fotografie noch nicht so sehr durch das Internet beschleunigt war und man überhaupt froh war ab und an ein vorzeigbares Bild zu machen. Ich bekam die Chance genauer hin zu hören und genauer hin zu sehen und stille sowie unscheinbare Motive zu fotografieren. Es fühlte sich einfach richtig an, wie ein heimkommen, wie das Aufatmen ohne die sozialen Netzwerke und genau so ging es auf meiner Reise weiter. Nach diesem vermeintlichen Reinfall, schlief ich in einem Hotel aus, das erste Mal seitdem ich denken kann, schlief ich on Location aus, kochte mir eine Suppe im Hotelbad, denn die Restaurants durften noch nicht öffnen und ich fuhr weiter und besuchte meinen guten Freund Stephan Amm. Wir machten zusammen eine tolle Tour in Franken, wanderten eine lange Strecke, mit dem Ergebnis, das die Orchideen noch nicht so weit waren. Dafür entdeckten wir Spiegelungen auf einem kleinen See und Feldstiefmütterchen am Wegesrand. So kam es erneut dazu, dass wir etwas ganz anderes fotografierten als gedacht und auch am Abend hielt meine Glückssträhne an, denn der Raufußkauz kam nicht zu uns. So standen wir im Wald und hörten den raschelnden Mäusen im Laub zu. Am nächsten Tag verließ ich Stevie und besuchte meine Schwester in Berlin, um von dort aus nach Zingst zu fahren. Auch ohne das Horizonte Festival oder gerade ohne das Festival wollte ich Zingst wieder erleben. Das Meer, die Wälder, diesen wunderschönen Ort.

Ein wildes Stiefmütterchen am Wegesrand
Canon EOS R + Sigma 2,8 180mm OS Makro + Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Hier traf ich Sandra Bartocha und wir machten tolle gemeinsame Touren, das Wetter war so gut, dass es keine Wolken gab, was dazu führte, dass es keine Momente mit plakativen und unglaublichen, roten Himmeln gab. Wir suchten unser Glück im Wald und in den Details am Meer. Keine plakativen Bilder für das Online-Leben, das ich nicht mehr hatte, sondern nur Details und Dinge die uns ins Auge sprangen, irgendwie Natur pur. Und damit kehre ich zur Quintessenz der Kreativität zurück, ich habe das Gefühl, es könnte die Langeweile sein, die dazu führt uns zu erproben und unsere eigenen Blickwinkel in der Naturfotografie zu entdecken. Ist die Quintessenz also die Langeweile? Oder ist es die Langeweile und die Chance Zeit mit geliebten Menschen und Freunden zu verbringen? Vielleicht sorgt diese Kombination für eine andere, freudigere Wahrnehmung unserer eigenen Realität und führt dazu, dass wir uns an Kleinigkeiten erfreuen, in einen Flow kommen und am Ende unsere schönen, gefühlvollen Bilder aufnehmen können? Und an diesem Punkt stehe ich nun, ich habe die Quintessenz wohl immer noch nicht gefunden, aber ich werde berichten, sobald ich diese entdeckt habe.

 

Inspiriert von meinen Erkenntnissen habe ich für mich Facebook und Instagram von meinen größeren Geräten (IPads) gelöscht, sodass es nur noch auf meinem Handy ist, wo ich es nun deutlich weniger nutze. Zudem habe ich mich entschieden ein komplett neues und anderes Workshopkonzept vorzustellen, in meinem neuen Herbstworkshop, in dem es wirklich darum gehen wird, Kreativität zu erfühlen. Erlebe Ruhe – Herbst – Farben – Stille – Fotografie –  deine Kreativität im Saarland und angrenzenden Regionen. Hast du dich nicht schon immer gefragt: Wie entsteht aus dem Nichts etwas Kreatives? Wie gehe ich an einfache Motive heran, die jeder von uns vor seiner Haustür hat? Jetzt anmelden und gemeinsam ausprobieren.

Die Wasserfedern im Abendlicht.
Canon EOS R + Canon 2,8 400mm L IS III  + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Wasserfedern am Wegesrand.
Canon EOS R + Canon 2,8 400mm L IS III  + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Die Spiegelungen im Wald.
Canon EOS R + Canon 2.0 200mm L IS  + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Wellengang und Abendgold.
Canon EOS R + Canon 4,5-5,6 100-400mm L IS II + Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Abendlicht.
Canon EOS R + Canon 4,5-5,6 100-400mm L IS II + Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

Strukturen im Sand.
Canon EOS R + Canon 2,8 24-70mm L II + Nisi Polarizer + Novoflex Triopod + Novoflex Classicball 5 II + Novoflex QBase II

 

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