05. Apr 2020

Meine 7 besten Makro Tipps – kleiner Onlineworkshop

Frühling, Makro, Pflanzen, Saarland, Sommer

Aktuell ist die Situation nicht einfach für uns alle, das Coronavirus hat uns fest im Griff und viele meiner Freunde und Bekannten, haben existenzielle Zweifel und Ängste. Doch ich habe auch viele Freunde in Italien, denen es mit Ihren Ausgangssperren noch viel härter trifft als uns selbst, weshalb ich jeden Tag probiere das Positive und das Schöne zu sehen, auch wenn das nicht immer für gute Laune sorgt. Aktuell ist der Frühling unaufhaltsam auf dem Vormarsch und so kommt es, dass ich beinahe jeden Tag draußen im Wald oder auf dem Feld bin. Ich nehme mir die Zeit den Vögeln zuzuhören, den Insekten zu lauschen und mich den blühenden Pflanzenarten zu widmen. Gleichzeitig nehme ich mir die Zeit zu kochen und höre tief in mich hinein, denn zum ersten Mal seit langem habe ich auf einmal die Zeit dazu. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass mir viel Raum für Kreativität bleibt, irgendwie erdrückt die Situation einen doch jeden Tag. Manchmal ist es schön und manchmal ist es beängstigend, deshalb schaut alle auf das Schöne, was momentan passiert, blickt an den Himmel an dem es zum ersten Mal keine Kondensstreifen gibt und freut euch über das, was momentan schön ist!

Vielen Dank an alle Workshopteilnehmer dieses Jahr, das Ihr nicht in Panik verfallt. Aktuell verändert sich die Lage jeden Tag, weshalb ich natürlich nur eine geringe Planungssicherheit habe. Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle größeren Workshops natürlich fest geplant. Ich danke auch all denen, die jetzt spontan online Bildbesprechungen und online Bildbearbeitungen mit mir buchen, das hilft mir natürlich auch! Kommen wir aber nun zum eigentlichen Blogpost, meinen besten Makro Tipps oder Makrotipps !

Im Moment kann jeder von euch Makrofotografie betreiben, sei es auf der Hundewiese vor dem Haus oder im Wald in der Nähe. Es muss ja nicht immer eine seltene Orchideenart sein, vielleicht reicht ja auch ein Gänseblümchen oder ein Magnolienbaum um sich kreativ auszutoben?

 

Was kommt in den Rucksack?

Ich benutze im Nahbereich meistens Brennweiten zwischen 50 und 400mm. Meine lieblingslinsen sind natürlich Makroobjektive:

Canon 2,8 100mm Makro

Sigma 2,8 150mm Makro

Canon/Sigma 180mm Makro

Canon 2,0 200mm L IS / Canon 2,8 300mm L IS / Canon 2,8 400mm L IS etc.

Natürlich könnt Ihr auch Zoomobjektive einsetzen wie ein Canon 2.8 70-200mm L IS III oder Canon 4,5-5,6 100-400mm L IS. Aber auch viele günstige Festbrennweite liefern ganz schöne Ergebnisse, wie das Canon 1,8 50mm das gerade einmal 100 EUR neu kostet.

Wer einen günstigen Eintiegstipp sucht, das Canon 4.0 300mm L IS bekommt Ihr gebraucht für etwa 500EUR und es eignet sich auch sehr gut für den Nahbereich.

Dazu kommt bei mir tatsächlich nur der Bohnensack, mein Novoflex TrioPod Pro75 Stativ mit Novoflex Classicball 5 II und ggf. der Diffusor. Mir ist bewusst, viele nehmen sehr viel Zubehör für die Makrofotografie mit, ich gehöre hier eher zu den Puristen und lasse mich viel mehr vom Licht und den örtlichen Gegebenheiten inspirieren. Ich habe also keine tollen Erdspieße, Pflanzenklammern, bunten Scheiben oder ähnliches dabei.

 

Novoflex TrioPod PRO75 mit C3930 Beinen, rechts C2820 Beine.

 

Perfekte Arbeitshöhe für Makros mit dem Novoflex TrioPod Pro75.

Ganz wichtig ist für mich der Bohnensack, deshalb eine kurze Anleitung zum selber nähen:

    • das Hosenbein einer alten Jeans gerade zwischen Schritt und Knie auf 20–30 cm Länge abschneiden
    • das entstandene Stück auf einer Seite zunähen und auf der anderen Seite einen Reisverschluss einnähen
    • den Sack mit trockenen Bohnen, Erbsen oder Kunststoffgranulat füllen

 


Hier mein Bohnensack Modell Eigenbau, inzwischen 15 Jahre alt.

      • 1) Klassisches Makro:

Scharf, groß und detailreich sollte ein Motiv im Makrobereich sein, wenn es die Menschen ansprechen soll. Das klassische Makrobild dient dazu, kleine Tiere und Pflanzen möglichst groß abzubilden und dem Betrachter Details und Facetten eines Mikrokosmos zu präsentieren, die dem Auge oft verborgen bleiben. Um in den Nahbereich vorzudringen, ist ein Makroobjektiv empfehlenswert. Mit den meisten dieser Objektive erreicht Ihr einen Abbildungsmaßstab von 1:1, was bedeutet, dass ein Zentimeter in der Realität einem Zentimeter auf dem Bildsensor entspricht. Bei solch großen Abbildungsmaßstäben ist die Schärfentiefe extrem gering, weshalb Ihr sehr präzise arbeiten müsst. Die Kamera solltet Ihr parallel zum Motiv ausrichten, um den knappen Schärfebereich optimal zu nutzen. Blendet weit ab: Ihr werden in der Regel Blendenwerte zwischen 11 und 22 verwenden müssen. Stellet nach Möglichkeit über den Live-View in der stärksten Vergrößerung oder mittels Vergrößerung durch den Winkelsucher scharf, damit der Schärfepunkt auch exakt platziert wird. Gerade für klassische Makros ist das Scharfstellen per Makroschlitten (Novoflex Castel) extrem angenehm und präzise.

 

Bläuling abgeschattet.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

Bläuling mit direktem Abendlicht.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

      • 2) Diffusor:

Wenn das Abbilden von Insekten und Pflanzen bereits gut funktioniert, könnte man auf die Idee kommen, etwas Neues zu probieren. Was liegt also näher als anzufangen aktiv mit dem Licht zu arbeiten. Manchmal ist das Licht auf der Wiese selbst am späten Nachmittag noch viel zu hart zum Fotografieren, denn wer ein Pflanzenbild machen möchte, denkt in der Regel an ein harmonisch ausgeleuchtetes Motiv, das sich bei solchen Lichtverhältnissen kaum realisieren lässt. In diesem Fall kann man als Fotograf ein wenig nachhelfen, indem man das Motiv abschattet. Dabei geht man so vor, dass lediglich das Hauptmotiv abgeschattet wird, während die Umgebung weiterhin vom vorhandenen Licht bestrahlt wird. Durch den Schatten entsteht ein schöner Kontrast zwischen der nun dunkleren Pflanze und dem noch immer sehr hellen Vorder- und Hintergrund. Diesen Effekt setze ich gerne ein, damit die Umgebungsfarben hell und pastellartig werden und die Pflanze schön durchgezeichnet ist und farblich ausgewogen wirkt. Zum Abschatten gibt es im Handel Faltreflektoren, die sich auch als Diffusoren verwenden lassen. Oft nehme ich hierzu überhaupt keinen Reflektor sondern einfach meine Hand und schatte mein Motiv damit ab. Ihr könnt dazu auch jegliche Art von halb Lichtdurchlässigen Plexigläsern aus dem Baumarkt nehmen und auf eure Rucksackgröße zuschneiden lassen. Ihr merkt ich bin hier eher spartanisch unterwegs.

 

Abschatten leicht gemacht mit dem Sigma 180mm Makro.

 

 

Das abgeschattete Ergebnis.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

Die Natur ist oft der schönste Diffusor. Hier eine Hecke als Diffusor.

 

 

Weiche Farben und wunderbarer Hintergrund.
Canon 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

      • 3) Vordergrund und Hintergrund:

Doch wie bekommt man nun diese weichen Aufnahmen, bei denen alles verschwimmt und lediglich ein Motiv aus der Schärfe auftaucht hin? Die Vermutung liegt nahe, dass es am Hintergrund liegt. Dies ist aber nur zum Teil richtig, ebenso wichtig wie der Hintergrund ist der Vordergrund, denn erst das Zusammenspiel aus beidem erzeugt diese sagenhaft weiche Wirkung. Ihr solltet also ein Motiv suchen, das möglichst weit vom Hintergrund entfernt steht, für eine gute Freistellung. Doch sollte man in keinem Fall den Vordergrund vernachlässigen. Wenn das Motiv ausreichend hoch über den Vordergrund hinausragt, kann man den Vordergrund dazu nutzen, die Schärfeebene zu verdecken, sodass das einzige scharf Element des Bildes, das hoch hinausragende Motiv ist, wohingegen Vorder- und Hintergrund verschwimmen. Der Effekt ist eine Unschärfe im gesamten Bild, in dem ein einziges Element (das Motiv) aus der Unschärfe ragt. Hat man dieses perfekt freigestellte Foto gemacht, so kann man die Spielerei fortführen und versuchen ein weiteres Element zu verwenden, um dem Bild das gewisse etwas zu geben.

 

Die unscharfe Orchidee befindet sich im Vordergrund.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Macro+ Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

      • 4) Gegenlicht und Unschärfekreise:

Wagt euch sich ins Gegenlicht! Es ist unglaublich spannend mit Licht zu arbeiten, dass das Motiv von hinten ausleuchtet. Auf einmal werden Silhouetten, Lichtsäume und Unschärfekreise sichtbar. Der ganze Mikrokosmos um euch herum wirkt auf einmal ganz anders und eröffnet euch völlig neue Möglichkeiten. Einige dieser Möglichkeiten möchte ich gerne im Folgenden kurz anschneiden.

Ich beginne mit Unschärfekreisen, diese werden in Internetforen häufig als Lensflares bezeichnet, wobei der Begriff an dieser Stelle falsch gewählt ist, denn dabei handelt es sich um durch das Linsensystem erzeugte Reflexionen oder Lichtstreuungen. Unschärfekreise hingegen sind Lichtpunkte, die sich außerhalb der Schärfeebene befinden. Rund wiedergegeben werden sie durch eine weit geöffnete Blende wird. In der Naturfotografie entstehen sie in der Regel durch sonnenbeschienene Tau- und Regentropfen oder bewegte Wasseroberflachen. Denkbar sind aber alle Arten von Licht- und Reflexionsquellen – der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ich habe beispielsweise schon einmal die Sonnenreflexe auf vorbeifahrenden Autos als Unschärfekreise verwendet, als ich neben einer Straße stand.

 

Makring of, bei den Orchideen mit dem Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Wunderbare Unschärfekreise im Morgenlicht.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

      • 5) Lensflares:

Neben den Unschärfekreisen setze ich auch gerne optische Fehler, wie den Lensflare ein. Der Lensflare ist wie bereits erwähnt eine Lichtstreuung, die eigentlich unerwünscht ist, da sie den Kontrast im Bild verringert und bildwesentliche Elemente verdecken könnte. Wenn Ihr mit Lensflares arbeitet, nutzt Ihr also bewusst optische Fehler zur Beeinflußung der Bildwirkung. Der Lensflare entsteht in der Naturfotografie in der Regel nur, wenn man beinahe direkt in die Sonne fotografiert, also bei sehr hartem Gegenlicht. Bereits ein minimales verschwenken des Objektivs, kann in dieser Situation einen Lensflare entstehen oder wieder verschwinden lassen, ein sehr präzises Arbeiten ist hier also gefragt. Ich nutze diesen optischen Fehler gerne, um komplette Bildteile in ein gleißendes Licht zu tauchen. Auf Grund seiner Bildwirkung bezeichne ich den Lensflare gerne als eine Art „Sonnenimitation“ und setze ihn vorzugsweiße in eine der oberen Bildecken. Besonders mag ich das Warme Licht, dass dann scheinbar durch das gesamte Bild strömt und das Motiv in ein einzigartiges Gegenlicht taucht.

 

Der obere rote Bereich ist ein Lensflare Bereich.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 300mm L IS II + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

Gleisendes Abendlicht amAbend.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

      • 6) Silhouetten:

Wenn Ihr ohnehin schon mit Gegenlicht arbeiten, liegt es nahe auch einmal mit Silhouetten zu arbeiten. Gerade bei Pflanzen und Insekten, die eine ganz typische Form haben, kann man diese Technik hervorragend anwenden. Anhand der Form der Silhouette sollte man euer Motiv eindeutig erkennen. Das heißt, dass auf einem Foto die charakteristische Form unbedingt abgebildet sein sollte. Achtet also beim Fotografieren gezielt auf diese. Man erkennt beispielsweiße die filigrane Form der Schachbrettblume hervorragend im Gegenlicht, kann hingegen verschiedene Knabenkräuter oft nicht voneinander unterscheiden. Überlegt also im Vorfeld, ob das Motiv sich wirklich für eine Silhouette eignet. Um euer Motiv als Silhouette abzubilden, benötigt Ihr einen großen Helligkeitsunterschied zwischen Hinter- und Vordergrund, wobei der Hintergrund deutlich heller sein muss, als der Vordergrund. Der Himmel bietet sich somit als Hintergrund an. Nutzt unbedingt die Bildrückschau eurer Digitalkamera, um die Belichtung zu kontrollieren, denn Ihr wollt gerne einen korrekt belichteten Hintergrund und einen zu dunklen Vordergrund.

 

Die Silhouette eines Buschwindröschens.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 400mm L IS III + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

Eine Schachbrettblume eignet sich hervorragend für eine Silhouette.
Canon EOS 1DX II + Canon 2,8 100mm L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

      • 7) HighKey:

Als letzte Technik dieses Artikels, möchte ich das Highkey vorstellen, in der modernen Fotografie hat sich das High Key als stilistische Richtung fest etabliert. Dabei handelt es sich um besonders helle, leicht überbelichtete Bilder mit niedrigen Kontrasten, bei denen lichte, weiß-graue Farbtone dominieren. Das Histogramm ist bei High-Key-Aufnahmen sehr weit nach rechts verschoben und beinhaltet somit fast nur noch helle Farbtöne. Für High-Key-Bilder bieten sich insbesondere Motive an, die ohnehin schon sehr hell sind. Um eine High-Key-Aufnahme umsetzen zu können, muss relativ stark überbelichtet werden. Wie stark die Überbelichtung letztendlich ausfallen muss, hängt vom Motiv, dem Kontrastumfang der verwendeten Kamera und nicht zuletzt auch vom persönlichen Geschmack ab.

 

Ein HighKey im Raureif funktioniert besonders gut.
Canon EOS 5D III + Canon 2,8 300mm L IS + Bohnensack

 

Wunderbar weiches Bild durch den HighKey Look.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Macro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 
+ Novoflex Q-Base II

 

Die Liste an Effekten und Ideen, die man in der Nahbereichsfotografie einsetzen kann ist erdrückend, weshalb dieser Artikel auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Ich habe in diesem Artikel lediglich einige verschiedene Techniken beschrieben und versucht etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern. Letztendlich gibt es noch viele weitere Techniken, LowKeys, defokussierte Fotos, Mehrfachbelichtungen und vieles mehr – ganz zu schweigen von der Kombination dieser Techniken untereinander. Dieser kleine Einblick soll also lediglich als erste Ideensammlung dienen. Er soll euch inspirieren, damit Ihr selbst die Kamera in die Hand nehmen könnt und in der Wiese etwas Eigenes schaffen wollt. Mehr Inspiration und Ideen zum Fotografieren vor der eigenen Haustür findet Ihr in meinem neuen Buch: Workshop Naturfotografie – vor der eigenen Haustür.

 

Wichtig, wer momentan noch ein wenig Stativzubehör braucht, bis Ostern gibt es bei Novoflex 10% Rabatt auf alles und Ihr könnt wie gewohnt von mir einen 10% Gutschein per Mail (radomir ät naturfotocamp.de) anfordern, so kommt Ihr aktuell auf 19% Rabatt bei Novoflex. Und auch bei Nisi bekommt Ihr einen 10% Gutschein per Mail von mir.

Ansonsten bleibt mir momentan nur euch viel Spaß in der Natur und andauernde Gesundheit zu wünschen!

Wer etwas gegen die Langeweile bleibt, ich poste in meiner Instagramstory ständig ein Paar Making Ofs, Tipps und Inspirationen.

Sollten in diesem Blogbeitrag irgendwelche Marken genannt, verlinkt oder erkennbar sein, so handelt es sich um Werbung, unabhängig davon, ob dafür eine Gegenleistung erfolgt oder nicht.