Bohnensack Podcast

29. Jun 2012

Sunnwayfoto XB-52 in der Praxis!

Erfahrungsbericht, Fototechnik, Stativtest

Sunwayfoto beschreibt sich selbst als ein Unternehmen, das Highend-Fotozubehör herstellt und dabei den Fokus auf überragende Qualität setzt. Das chinesische Unternehmen möchte mit den neuen Stativköpfen XB-44 und dem XB-55 versuchen, einen Kundenstamm anzusprechen, der einen qualitativ hochwertigen und sehr stabilen Stativkopf sucht. Ich erhielt einen Sunwayfoto XB-52 für einen Vorabtest, und habe diesen nun seit geraumer Zeit im Einsatz. Offiziell wurden die beiden neuen Köpfe am 10. Januar 2012 angekündigt.

Zunächst die einfachen technischen Daten im Überblick:

XB-44

XB-52

Kugeldurchmesser

44mm

52mm

Höhe

79mm

91mm

Gewicht

483g

690g

Max. Tragfähigkeit

48kg

60kg

Anschluss

3/8′

3/8′

UVP

330 USD

410 USD

 

Laut Datenblatt erscheinen diese Stativköpfe sehr interessant: eine Tragfähigkeiten von 48kg bei einem Eigengewicht von 483g bzw. von 60kg bei einem Eigengewicht von 690g klingen enorm vielversprechend. Zum Vergleich, der weit verbreitete RRS BH-55 wiegt 816g und kann lediglich mit 23kg beladen werden, bei einer Höhe von 94mm. Ebenso hoch erscheint jedoch die UVP für die beiden neuen Stativköpfe, mit einem Preis von 330 USD bzw. 410 USD orientiert sich Sunwayfoto hier klar an der Konkurrenz von RRS, Arca Swiss, Markins und Novoflex. Wer gehofft hat, hier ein Schnäppchen aus Asien schlagen zu können, wird also enttäuscht.
Geliefert werden die neuen Kugelköpfe mit unterschiedlichen Schnellwechseleinheiten. In meinem Test wurde die DDC-50 Clamp mit Screw-Knob (Feststellschraube zum zudrehen) verwendet. Nun aber genug zu den technischen Daten, betrachten wir den Kopf in der Praxis.


Sunwayfoto XB-52 mit Einstellschlitten Novoflex Castel Q im Nahbereich

Erster Eindruck:

Der Sunwayfoto XB-52 kam ordentlich verpackt bei mir an, neben dem Stativkopf befand sich in der Originalverpackung noch eine Garantiekarte und eine kurze Anleitung. Der Stativkopf, der zum Vorschein kam, wirkte auf den ersten Blick sehr kompakt, klein und leicht. Ich war skeptisch wie sich denn so ein kleiner Kopf in der Praxis schlagen würde. Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck, alles ist aus Metall und sauber verarbeitet. Keine störenden Kanten oder ähnliches. Die Feststellschrauben sind alle griffig und an den richtigen Positionen angebracht. Nix wackelt, alles sitzt wo es soll. Also scheinbar alles super.

In der Praxis, der Vergleich zum RRS BH-55 und Novoflex Classicball 5:

Größenvergleich, Sunnwayfoto XB-52, RRS BH-55, Novoflex CB5

Ich habe also den XB-52 sofort in den Praxiseinsatz mitgenommen und dafür meine anderen Stativköpfe zu Hause gelassen. Nur so konnte ich wirklich sehen ob und welche Schwachstellen sich für mich zeigen. Normalerweise arbeite ich ständig mit dem RRS BH-55 sowie dem Novoflex Classicball 5, und kenne deren Vorzüge und Eigenheiten sehr genau.
Die erste Überraschung am XB-52 ist die Schnellwechseleinheit. Sie klemmt auch die kleinen Schnellwechselplatten Novoflex QPL-1, die grösseren RRS Schnellwechseleinheiten muss man dafür nicht extra umbauen. Dies ist für mich als Nutzer dieser Platten besonders begrüßenswert. Die Wasserwaage an der Schnellwechseleinheit lässt sich sehr gut ablesen und ist noch nicht so ausgebleicht wie die meiner anderen Stativköpfe. Ein negativer Punkt am XB-52 ist allerdings die Friktionseinstellung. Diese ist von der Konstruktion den Arca Swiss- und Markins-Köpfen sehr ähnlich und wird über ein kleines Rad am Feststellknauf geregelt. Ich empfinde diese Lösung bei anderen Herstellern als sehr unpraktisch, und kann mir eine ordentliche Bedienung dieser Friktionseinstellung mit Handschuhen nicht vorstellen. Dies ist jedoch mein subjektives Empfinden, das für viele andere Fotografen vielleicht ganz anders ist.
Die Kugel läuft eigentlich sehr weich und ohne großes Spiel. Führt man sie jedoch in eine der beiden Hochformatfräsungen, so merkt man dass die Kugel auf einmal deutlich schwerer läuft. Diesen Wiederstand kenne ich von meinen beiden anderen Stativköpfen jedoch nicht und dies ist für einen Stativkopf in der Preisklasse nicht wirklich akzeptabel. Ich fotografiere besonders viel im Tele und Makrobereich und hierbei ist eine sauber laufende Kugel besonders wichtig um den Bildausschnitt wirklich sauber wählen zu können. Ist die Kugel per Feststellknauf arretiert, so sitzt die bombenfest, selbst mit dem langen Hebel eines 4,0/500 Teleobjektives gibt sie nicht nach. Dennoch kann man den Stativkopf ordentlich ausrichten und auch mit einem Superteleobjektiv sinnvoll arbeiten. Beim Arbeiten mit dem Lupenobjektiv Canon MP-E 65 ist mir aufgefallen, dass der Stativkopf nicht ganz so präzise arbeitet. Er sackt nach dem Feststellen etwas nach, was bei extremen Abbildungsmaßstäben von 1:1 bis 5:1 besonders schwer ins Gewicht fällt.
Kommen wir zur Panoramaplatte. Diese läuft sehr sauber und weich ohne besonders großes Spiel, so wie man es sich vorstellen möchte. Ist sie jedoch arretiert, sitzt sie nicht 100% fest. Mit einem langen Hebel, wie dem eines Superteleobjektives kann man die Panormaplatte bewegen. Und das, obwohl die Panoramaplatte bis zum Anschlag festgedreht ist. Das ist in meinen Augen das größte Manko an diesem Stativkopf und nicht akzeptabel in dieser Preisklasse. Bei den Pendants von RRS oder Novoflex ist dies nicht möglich, wobei der RRS hier mit Abstand die beste Panoramaplatte bietet. Generell sind die Panoramaplatten von RRS in meinen Augen mit Abstand die Genauesten und Besten. Sie zeigen kein Spiel und lassen sich sehr gut und präzise feststellen.


Mit einem Supertele bestückt, zeigt die Panoramaplatte leichte Schwächen

 

Fazit:
Insgesamt macht der neue Sunnwayfoto XB-52 einen guten und wertigen Eindruck. Er Kann ohne weiteres mit den Konkurrenten aus dem Hause RRS, Novoflex, Markins, Arca und wie sie alle heißen mithalten. Gerade das geringe Gewicht und die hohe Belastbarkeit machen ihn für den Naturfotografen wirklich interessant. Das Manko der Panoramaplatte und die nicht 100% sauber laufende Kugel, sind jedoch im Premiumsegment nicht wirklich tolerabel, das kann die Konkurrenz jedoch oftmals nicht besser. Der XB-52 ist ein gut durchdachter Kopf, der mit seiner Gewichtsersparnis und dem guten Design punktet. Die kleineren Schwächen beherrschen viele seiner Konkurrenten nicht unbedingt besser. Ich würde ihn als einen soliden Kugelkopf auf jeden Fall in eine mögliche Kaufentscheidung mit einbeziehen.

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