Canon RF 14-35mm 4.0 L IS der ultimative Langzeit Test

Oben Canon RF 14-35mm 4.0 L IS USM; Unten Canon EF 16-35mm 4.0 L IS USM

Moin Leute, heu

Das Canon RF 14-35mm 4.0 L IS ist inzwischen seit August 2021 im Einsatz, also über zwei Jahre, Zeit genug, um ein umfassendes Bild dieses Objektives zu haben. Ich sehe das wie immer als einen Erfahrungsbericht oder eine Art Langzeit Test, wobei ich natürlich nichts teste, sondern das Objektiv dauerhaft für mich als Landschaftsfotograf einsetze.

Beginnen wir mit dem #Transparenz, wie immer habe ich das Objektiv selbst gekauft und bezahlt bei AC-Foto.com. Ich bin Canon Ambassador was jedoch nichts mit meiner Meinung zu dem Objektiv zu tun hat.

Kleine Ohe im Herbstnebel beim Workshop im Bayerischen Wald.

Erster Eindruck und Handling:

Was im Karton ist, bleibt im Karton, ich nehme nur das Objektiv und die Streulichtblende raus und stopfe die Rechnung in den Karton. Dabei fällt mir auf, 1819€ für ein 4,0 Zoomobjektiv, das ist wirklich teuer. Etwa das doppelte des Canon EF 16-35mm f 4,0 L IS.  Im ersten Moment denke ich wow ist das Canon 14-35mm klein und leicht geworden. Eine superkompakte Bauweise mit hochwertigen Kunststoffen. Wie alle neuen Canon RF L-Objektive besteht es aus Kunststoff.  Alles ist selbsterklärend, eine Streulichtblende und zwei Schalter AF/MF und IS on/off. Dies war meine Einleitung vor 2 Jahren. Seitdem ist viel Zeit vergangen und ich möchte von meinen Erfahrungen berichten.

Offen gestanden mag ich die neuen Kunststoffe der Canon RF Objektive nicht. Nach 2-3 Jahren Praxiseinsatz bemerke ich wesentlich stärkere Abnutzungserscheinungen, als es beim EF-Finish der Fall war. Das will natürlich keiner Hören, aber dieses matte Finish nutzt sich ab und wirkt heute etwas speckig.

Sonnenuntergang an der portugiesischen Küste.

Praxis Erfahrung:

Am Canon RF 14-35mm 4.0 L IS begeistert mich die kompakte Bauweise und das geringe Gewicht von nur 540g. Das macht es im Alltag zu einem meiner Lieblingsobjektiven, was die Landschaftsfotografie angeht. Es ist wirklich kompakt und im Vergleich zum Canon 24-105mm 4.0 L IS wirkt sich das wirklich positiv für mich aus. 

Die 14mm am unteren Ende sind im Vergleich zu den 16mm wirklich ein riesiger Vorteil in der Praxis. Früher musste ich neben dem 16-35mm L oder 17-40mm L eine weitere 14mm Festbrennweite mit mir transportieren. Das entfällt mit dem Canon RF 14-35mm 4.0 L IS. Was zunächst nach nur 2mm klingt ist ein riesiger Unterschied im Bildwinkel. Über die Bilddiagonale betrachtet ist es der Unterschied von 114 zu 108 Grad. Über die Bildhorizontale der Unterschied zwischen 104 und 98 Grad. Das macht einiges aus.

Die starken digitalen Korrekturen lösen bei mir ambivalente Gefühle aus. Wie oben beschrieben liebe ich die kompakte Bauweise und die Möglichkeiten der kurzen Brennweite, auf der anderen Seite bin ich kein großer Fan von starken digitalen Korrekturen. Realistisch betrachtet ermöglichen es uns aber erst die digitalen Korrekturen ein Objektiv wie das Canon RF 14-35mm 4.0 L IS zu konzipieren. Ich persönlich bin bereit dies zu akzeptieren, da es mir enorme praxisvorteile bietet und der damit verbundene Aufwand (Objektivkorrekturen im RAW Konverter aktivieren) gering ist.

Kleine Ohe im Herbstnebel beim Workshop im Bayerischen Wald.

Bildstabilisator und Autofokus:

Offen gestanden sind der Autofokus und die Bildstabilisierung, das, was ich in der Regel nicht für die Landschaftsfotografie benötige. Entsprechend kann ich zum Autofokus keine Qualifizierte Aussage treffen, außer dass er eben sauber funktioniert. Bis heute ist noch kein Baum schnell genug gewachsen und kein Fluss schnell genug geflossen, dass er dem Autofokus entkommen wäre. 

Anders sieht es beim Bildstabilisator aus, gerade in den Bergen lasse ich inzwischen mein Stativ gerne zu Hause, denn der IS ermöglicht mir häufig Belichtungszeiten zu realisieren die früher nicht möglich wären. Das bringt mir auf der einen Seite den Vorteil ggf. ein Stativ einzusparen auf Wanderungen und auf der anderen Seite kann ich hier und da Perspektiven einnehmen, die ich sonst nicht hätte einnehmen können. Dennoch nutze ich in der Regel für saubere Kompositionen lieber das Stativ. Der IS arbeitet sehr zuverlässig und leise. Er ist perfekt auf die Brennweite abgestimmt, im Notfall würde ich versuchen Verschlusszeiten bis zu einer Sekunde freihand zu realisieren. 

Bildqualität:

Bei der Betrachtung der Bildqualität möchte ich die digitalen Korrekturen außer Acht lassen. Wen diese interessieren, der findet hier eine Gegenüberstellung zwischen meinem alten Canon EF 16-35mm 4.0 L IS im Vergleich zum Canon RF 14-35mm 4.0 L IS. Nach zwei Jahren Praxiseinsatz kann ich sagen die reine Bildqualität also Schärfe ist hervorragend über den gesamten Bildbereich bis in die Bildecken und das bei jeder Brennweite.

Die chromatischen Aberrationen waren bereits beim EF 16-35mm L IS gut korrigiert, beim RF 14-35mm sind sie noch einen kleinen Ticken besser korrigiert, gerade an den Bildrändern.

Mehrfachbelichtungen:

Auf Grund der massiven digitalen Korrekturen ist es bei einigen Canon Kameras wie z.B. der Canon EOS R6 oder R5 nicht möglich Mehrfachbelichtungen mit dem Canon RF 14-35mm 4.0 L IS aufzunehmen, was mich im Alltag oft stört, da ich hierzu auf das Canon RF 24-105mm 4.0 L IS wechseln muss.  

Bild Look und Sonnenstern:

Einem Blende 4 Zoom einen Bild Look zu bescheinigen ist schwer. Ich sehe das Objektiv als optisch sehr gut an, aber einen Bild Look wegen dem ich es benutzen würde hat es nicht. Es ist einfach ein hervorragendes Weitwinkel und wird genau als solches genutzt.

Der Sonnenstern ist ausgeprägt und schön. Insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass der Sonnenstern des Canon EF 16-35mm 4.0 L IS minimal schöner war, dieser war ein wenig prägnanter ausgeprägt und das Objektiv war minimal weniger Streulichtanfällig. Vielleicht idealisiere ich das alte EF-Glas aber auch. 

Sonnenstern beim Sonnenaufgang im Frühlingswald.

Bärlauchwald, schöner Sonnenstern trotz Polarisationsfilter.

Preis Leistung:

Das Canon RF 14-35mm 4.0 L IS ist mit einem Preis von 1799 EUR für ein Blende 4 Weitwinkelzoom definitiv am oberen Ende der Preisskala anzusiedeln. Mit Rabatten sind aktuell Preise um die 1599 EUR möglich. Ich empfinde das Objektiv als preiswert, es ist also seinen Preis wert. Dies sollte jeder für sich entscheiden. Aus meiner Sicht gibt es nur eine billigere Alternative, ein gebrauchtes Canon EF 16-35mm 4.0 L IS, für einen Gebrauchtpreis von ca. 600 EUR.

Fazit:

Das Canon RF 14-35mm 4.0 L IS ist in der Praxis ein unglaublich vielseitiges Objektiv. Die Brennweite mit 14mm am kurzen Ende gepaart mit einem 77mm Filtergewinde und einer sehr guten optischen Qualität macht es zu einem perfekten Weitwinkel für die Landschaftsfotografie. Gleichzeitig führen das Gewicht und die kompakte Bauweise dazu, dass ich das Objektiv sehr gerne nutze. Unterm Strich bin ich sehr zufrieden mit dem neuen Canon RF 14-35mm L IS.

Sonnenuntergang im Nebel.

Der Tag beginnt im Rondane Nationalpark.