Bohnensack Podcast

23. Jan 2011

Welches Makroobjektiv? 50,100,180mm

Erfahrungsbericht, Fototechnik, Makro, Objektivtest

Seit langem gibt es in der Fotografie drei klassische Makrobrennweiten, das 50mm, das 100mm und das 180mm Makroobjektiv. Doch welches soll man nun kaufen?
Im Internet gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Threads in diversen Internetforen, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigen. Ich möchte nun meine persönliche Antwort dazu geben:

Die Wahl des richtigen Makroobjektives ist schwierig, da viele noch keine Erfahrung im Nahbereich besitzen. Generell kann man jedem Anfänger empfehlen mit einem Objektiv der 100mm-Klasse in die Nahbereichsfotografie einzusteigen. Diese Objektive sind am vielseitigsten, relativ leicht und meist relativ günstig. Man kann mit einem solchen Objektiv eigentlich jeden Bereich der Nah- und Makrofotografie abdecken, allerdings ist die Brennweite sehr unspezifisch, sodass man mit ihr keine auf die Brennweite bezogene spezifische Bildwirkung erzielen kann (z.B. das Zeigen eines Habitats im Hintergrund des Motivs oder die perfekte Freistellung eines größeren Motivs).
Jede der 3 typischen Makrobrennweiten bietet spezifische Vor- und Nachteile und ist zu einem Großteil für die Bildwirkung verantwortlich. Ich möchte erst einen kurzen Einblick in die Eigenheiten der Brennweiten geben und dann meine persönlichen Vorlieben schildern.

Das 50mm Makroobjektiv:


Links:Umfeld mit eingebunden durch die kurze Brennweite.
Rechts: Streulichtempfindlichkeit des 50mm Objektivs ausgenutzt.

Der Arbeitsabstand des 50mm Makroobjektivs ist sehr gering. Freistellen mit dieser Brennweite fällt oft schwer. Die Bildwirkung ist sehr plastisch, das Objektiv bezieht jedoch oft große Teile der Umgebung mit in den   Hintergrund ein, das bedeutet man kann es vorwiegend dort verwenden wo auch das Umfeld interessant ist und gezeigt werden soll. Insgesamt ist es aus meiner Sicht das Makroobjektiv, mit dem man am schwierigsten wirklich gut wirkende Fotos erzeugen kann, auf keinen Fall würde ich mit einem solchen Objektiv in die Nahbereichsfotografie einsteigen, da das fehlende Freistellungspotenzial schnell zu Frust führen kann.

Das 100mm Makroobjektiv:


Links: Flechten mit 100mm
Rechts: Auch mit 100mm kann man mit selektiver Schärfe und Freistellung spielen.

Dieses Objektiv ermöglicht einen größeren Arbeitsabstand als das 50mm Objektiv und einen geringeren Arbeitsabstand als das Telemakro. Man kann mit dieser Brennweite meist noch ausreichend freistellen. Die Bildwirkung bewegt sich irgendwo zwischen Telemakro und 50mm Makroobjektiv. Wobei das Bild nicht ganz so plastisch wie mit dem 50mm Objektiv ist, aber gleichzeitig nicht so flach wie mit dem Telemakro wirkt. Es ist der Allrounder der Makroobjektive.

Das 180mm Makroobjektiv (Telemakro):


Links: Unschärfekreise und Gegenlichtspiel mit 150mm

Rechts: Perfekte Freistellung Dank 180mm Makro

Das Telemakro bietet meist eine Brennweite zwischen 150 und 200mm. Der Vorteil des Telemakros ist, dass man mit einem solchen Objektiv sehr gut Objekte Freistellen kann. Gerade bei unschöner Umgebung kann man mit diesem Objektiv bestens arbeiten. Des Weiteren hat man mit einem Telemakro einen großen Arbeitsabstand, gerade bei Insektenfotografie ist dies oft von Vorteil. Die Bilder, die mit einem Telemakro aufgenommen werden wirken oft etwas flach und nicht so plastisch, wie die Bilder die mit einem kürzeren Makroobjektiv aufgenommen werden.

Ich selbst hatte eine Vielzahl von Makroobjektiven aus allen Bereichen und bin heute an folgender Objektivkombination für den Makrobereich hängen belieben:
-Sigma 2,8 50mm Makro            
-Canon 2,8 100mm L IS Makro
-Sigma 2,8 150mm Makro

Warum ausgerechnet diese 3 Makros?

Zum 50mm Sigma gibt es keine Alternative, das Canon 2,5/50mm Makro reicht nur bis zu einem Abbildungsmaßstab von 1:2 und das Tamron 2,0 60mm Makro ist nicht für einen Vollformatsensor geeignet. Das Sigma 2,8 50mm Makro ist sehr scharf, das Bokeh kann sich auch sehen lassen und zudem ist es ein günstiges Makroobjektiv. Ich verwende es recht selten.

Das neue Canon 2,8 100mm L IS ist ein ausgezeichnetes Makroobjektiv. Die optischen Eigenschaften sind sehr gut, das Bokeh ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser geworden, der USM ist sehr schnell und der Bildstabilisator arbeitet ausgezeichnet. Im Vergleich zum sonst sehr guten Tamron DI 90mm Makro ist das neue Canon noch etwas schärfer und deutlich schneller vom Autofokus. (Ein Vergleich mit dem Tamron wird noch folgen). Das neue Canonmakro mit IS hat endlich ein ordentliches Bokeh, das alte Canon 2,8 100mm USM machte bereits bei Offenblende eckige Unschärfekreise und war somit für mich unbrauchbar. Ich verwende das neue Canonmakro als Reiseobjektiv, danke IS und kompakten Abmessungen ist es ein sehr vielseitiges Objektiv auf Reisen. Das die Vorteile eines 50ers und die Vorteile des Telemakros vereint. Das jedoch keine außergewöhnlichen Bildwirkungseigenschaften gegenüber den spezifischeren Makrobrennweiten bietet. Das Sigma 2,8 105mm Makro und das Tokina 2,8 100mm Makro empfand ich immer als uninteressant, das Bokeh war schlechter als das vom 90er Tamron und die sonstigen Eigentschaften etwa gleich, sodass ich es nicht lange besessen habe.

Das Sigma 2,8 150mm Makro, optisch ein hervorragendes Objektiv, mit relativ schnellem AF und kompakten Abmessungen. Ich habe früher auch das Tamron, Sigma und Canon 180mm Makro besessen, aber diese hatten alle zwei Nachteile, sie passen nicht hochkant in den Fotorucksack und sie haben eine Offenblende von 3,5 statt 2,8. Ich verwende das 150mm Makro besonders gerne, da die Brennweite recht lang ist und das Objektiv dennoch sehr kompakt ist, sodass ich es problemlos auch auf Reisen mitnehmen kann, wenn ich möchte. Die einzige Schwäche des 150mm Makro ist die Verarbeitung, diese ist nicht ganz so gut wie die eines Canon L. Ein paar Worte zu dem Tamron und dem Canon 180mm. Das Tamron ist optisch hervorragend, doch ist die Verarbeitung sehr plastiklastig und der AF trifft so gut wie nie. Das Canon 180mm L Makro ist hervorragend, optisch sind die Eigenschaften spitze, der AF ist recht schnell aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Verarbeitung ist top. Es macht einfach Spass. Der Einzige Nachteil den es, hat ist die Baulänge und der Preis.

Zusammenfassend würde ich jedem Einsteiger in den Nahbereich ein Makroobjektiv der 100mm-Klasse empfehlen, es sind die vielseitigsten Makroobjektive, die zwar keine besonderen Eigenschaften haben, die man jedoch für alles einsetzen kann. Hier möchte ich als günstige Alternative das Tamron DI 2,8 90mm Makro empfehlen, das optisch sehr gut ist und ein schönes Bokeh hat. Wer bereit ist mehr zu zahlen, erhält mit dem neuen Canon 2,8 100mm L IS ein noch besseres Objektiv.

Größenvergleich 150, 100, 50mm mit Streulichtblende


Sehr gute Freistellung trotz F16 mit 150mm


Recht Dynamische Wirkung, wegen 100mm Makro

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