Bohnensack Podcast

01. Sep 2013

F-Stop in der Natur

Erfahrungsbericht, Fototechnik, Rucksack

 


Der F-Stop Satori EXP zu Gast im Hochgebirge
Foto: Moritz Kaufmann

Seit einiger Zeit bin ich Mitglied des F-Stop Staff Pro Teams und verwende die Rucksäcke und Taschen von F-Stop in der Praxis. Mittlerweile habe ich ausreichend Erfahrung mit ihnen gesammelt um meine Erfahrungen teilen zu können. Zunächst sei erwähnt, dass keinerlei Einfluss auf diesen Bericht seitens F-Stop genommen worden ist, im Gegenteil: ich wurde dazu ermuntert zu schreiben was ich möchte und das tue ich auch, wie man im Laufe des Berichts unschwer erkennen wird. Ich glaube ich hatte die Möglichkeit mein F-Stop Stuff auf Herz und Nieren zu testen. Jedenfalls den Satori EXP, die Lens Barrels und das Monster ICU.

Allgemein:

F-Stop bietet Produkte für den Extremsport-, den Bergsteiger-, den Trekking- und den Fotobereich an. Die Firma möchte perfekte Rucksäcke für den harten Outdooralltag fertigen. Die Rucksäcke setzen sich für den Fotografen immer aus mindestens zwei benötigten Teilen zusammen. Einem Rucksack und einem ICU. Der Rucksack ist dabei ein mehr oder weniger normaler Trekkingrucksack, der durch die ICUs ergänzt wird. Ein ICU ist ein Inlet, das in den Rucksack eingelegt wird und in dem die Fotoausrüstung verstaut wird. Somit ist man variabler als beim Traditionellen Fotorucksack, da man z.B. ein kleines ICU in einen großen Rucksack stecken kann und den Rest mit anderen Dingen wie Z.B. Bergesteigerzubehör füllen kann.

Lieferung in Deutschland:
Dieses Teil wollte ich eigentlich nicht in meinen Bericht aufnehmen, allerdings bekomme ich so viele Anfragen zu diesem Thema, dass ich hoffe die Flut an Emails dadurch zu reduzieren. Wer in Deutschland F-Stop bestellt, wird aus dem europäischen Inland beliefert. Das bedeutet, es fallen keine Zollkosten an. Die Preise verstehen sich somit inkl. Zoll und MWST, sie müssen lediglich in Euro umgerechnet werden, nach aktuellem Währungskurs. Außerdem gibt es seit neuestem ein Vertriebsnetz für Deutschland. F-Stop soll über die Ringfotogruppe vertrieben werden und somit in vielen Geschäften in Deutschland bestellbar werden.

Erster Eindruck:

Der erste Eindruck von den F-Stop Sachen ist durchweg positiv. Die Verarbeitung ist sehr solide und wertig. Die Produkte scheinen durchdacht und passen hervorragend in ein Gesamtkonzept. Das Design ist frisch und gleicht überhaupt nicht dem Design von Fotorucksäcken wie man es gewohnt ist. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass man seinen Rucksack selbst zusammenstellen muss, was aber eigentlich ein riesen Vorteil ist. Ich habe aus meinem ersten Paket den Satori EXP, das Monster ICU, das mittlere ICU, zwei pro Lensbarrels, die Bauchtasche und einiges mehr ausgepackt. Das Monster ICU ist aktuell noch nicht erhältlich, sollte aber bald lieferbar sein. Alles machte einen erstklassigen Eindruck auf mich. Für die ICUs werden ausreichen Trennwände mitgeliefert, sodass man diese wirklich frei einteilen kann.
Das Bedienkonzept ist etwas seltsam für den Nutzer von traditionellen Fotorucksäcken, da man auf sein Equipment über die Rückwand des Rucksacks zugreifen muss. Das bedeutet, man legt den Rucksack nicht auf das Rückteil ab, wenn man auf seine Fotoausrüstung zugreifen will, sondern auf das Vorderteil. Dies hat drei entscheidende Vorteile, wenn man den Rucksack in den Matsch legt, wird der Rücken danach nicht dreckig und man kann auf die Fotoausrüstung zugreifen, ohne den Rucksack ablegen zu müssen. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist, dass man die Frontfächer in den Rucksäcken komplett vollstopfen kann und man bekommt den Rucksack dennoch zu. Beim traditionellen Fotorucksack bekommt man damit schnell Probleme. (jedenfalls ich habe so zwei Lowepro Phototrekker AW II zum Platzen gebracht).
Ein erster Negativpunkt, der mir auffällt, ist, dass der Riemen auf der Rückseite, der zum Aufheben des Rucksacks mit einer Hand dient, recht schmal ausfällt. Ein etwas breiterer, gummierter Riemen wäre deutlich angenehmer vom Tragekomfort (laut F-Stop soll dies geändert werden, bzw. wurde bei den aktuellen Modellen schon geändert, ich habe noch keinen neuen Satori).
Setzt man das Monster ICU in den Satori EXP ein, so füllt dieser den kompletten Raum des Rucksacks aus. Das Monster ICU kann (muss aber nicht) an vier Stellen mit dem Alu-Tragesystem im Inneren verbunden werden. Somit bleibt es immer an Ort und Stelle. Die ICUs lassen sich auch ohne Rucksack gut verwenden. Man kann z.B. zu Hause seine Ausrüstung darin lagern oder auch das ICU als normale Tasche verwenden, wenn man mal eine kleine Auftragsarbeit fotografieren möchte.
Sehr angenehm: die Reisverschlüsse laufen perfekt, hier könnte sich gerade Lowepro einiges abgucken.


Der gepackte F-Stop Satori EXP

Praxis/Bedienung:

Kommen wir zum wichtigsten Teil: Die Praxis. Zunächst fällt mir beim Satori EXP auf, dass er über ausreichend verschiedene Stellen verfügt, an die man unglaublich viel Equipment anbringen kann. Mit Hilfe von Karabinern, Schnüren und Bändern lässt er sich wirklich außergewöhnlich gut bepacken. Öffnet man nun das Rückteil um auf die Ausrüstung zugreifen zu können, so kommt man erst einmal ins stocken, dann man hat auf einmal zwei Klappen, eine vom Rucksack und eine vom ICU. Wer hat sich denn sowas ausgedacht? Eigentlich wollte ich sagen, man gewöhnt sich daran, doch F-Stop hat eine bessere Lösung. Man kann den Schaumstoff aus der Abdeckung herausnehmen und dann die Klappe eingerollt unter dem ICU positionieren, sodass diese nicht mehr im Weg ist. Da habe ich wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.
Was wesentlich störender ist, ist die Tatsache, dass das ICU größer ist als die Öffnung am Rücken (siehe Bilder). Das daraus resultierende Problem ist, dass der oberste Teil des ICUs durch den Rucksack verdeckt wird und man Superteles mit angesetzter Kamera nur schwer in den Rucksack bekommt. Mit etwas Übung geht das zwar, man verkratzt aber auf Dauer sein Equipment an den Reisverschlüssen.
Die Platzausbeute von F-Stop ist eher schlecht. Zum Fliegen ist diese Kombination einfach nicht gedacht. Weder die Handgepäckmaße stimmen noch wurde irgendwo an die Platzausbeute gedacht. Das ist aber nicht weiter schlimm, bzw. war auch nicht das Ziel von F-Stop, denn das Ziel war es, einen Rucksack für Extremsport und Extrembereiche zu bauen und nicht fürs Fliegen. Wenn man die Platzausbeute von gut nach schlecht ordnen müsste, dann wäre wohl ThinkTank klarer Sieger. Marken wie Lowepro und Tamrac würden als mittlere Platzverschwender durchgehen und ganz zuletzt würde ich mein F-Stop Equipment anordnen. Wer aber wie ich nicht damit fliegen will, dem kann es ganz egal sein, ob platzsparend konstruiert wurde oder nicht. Diesen Bericht habe ich bereits im April diesen Jahres geschrieben, mittlerweile durfte ich feststellen, das Fliegen doch einfacher ist als gedacht. Man kann einfach das ICU entnehmen und dieses als Handgepäck nutzen. Der Rucksack kann dann als zweites Gepäckstück aufgegeben oder im Koffer verstaut werden.
Kommen wir aber zum wichtigsten Punkt, dem Tragekomfort. Ich habe viele Rucksäcke in den Bergen spazieren getragen. Über lange Strecken und immer habe ich mich gefragt, warum verdammt bekommt kein Fotohersteller es hin, einen Rucksack mit einem auch nur halbwegs vernünftigen Tragegestell zu bauen, wie es im Trekkingbereich seit 20, ach was sage ich bestimmt 30 und mehr Jahren Gang und Gäbe ist. Die ganzen Tragesysteme von Fotorucksäcken sind einfach richtig schlecht, im Vergleich zu Trekkinggrößen wie Deuter, Tatonka, North Face und co. Genau hier kann F-Stop punkten. Der Tragekomfort ist wirklich wesentlich besser als der von allen Fotorucksäcken, die ich jemals besessen habe. Das Alutragegestell hält was es verspricht und trotz guten 20-25 kg Gewicht, lässt sich die Ausrüstung gut tragen. Ich kann gar nicht betonen, wie wichtig dieser Punkt ist, für mich macht dieser eine Punkt in der Praxis alle bis dahin negativen Punkte locker wett.
Aber jetzt kommt noch ein Negativpunkt, der es in sich hat. Das Material nimmt Wasser auf. An sich ist das kein großes Problem, das kennt man von fast allen Fotorucksäcken, wenn es stark regnet oder der Schnee auf dem Rucksack schmilzt, nimmt der Stoff das Wasser auf. Das ist vollkommen natürlich. Das Problem ist, wenn man den Rucksack über mehrere Tage nicht trocknen kann, weil es im Zelt und draußen länger genauso feucht ist, dann zieht der Satori, die Barrels und das ICU, das Wasser durch, bis in die Fotoausrüstung. Das Ergebnis ist, dass die Objektive und Kameras nach 24 Stunden in der Nässe, auch komplett nass sind und das ist wirklich ungünstig. Hier habe ich mir wesentlich mehr erhofft, von einem Hersteller der für den Extrembereich herstellen möchte. Für jemanden, der nur Tagestouren macht ist das kein Problem, der braucht nicht einmal ein Regencover, da die Außenhaut das locker aushält. Jemand der den Rucksack mehrere Tage verwenden will und keine Möglichkeit hat, ihn zu trocknen, der sollte unbedingt ein Raincover für den Rucksack mit sich führen und auch verwenden. Für das Raincover gibt es im Rucksack ein eigenes Fach. Problematisch ist, dass man einen voll beladenen Rucksack, mit Schlafsack, Stativ und ggf. Isomatte oder Zelt, nicht mehr mit dem Raincover schützen kann, da dieses dafür zu klein ist.
Nachdem ich diesen Rucksack wirklich sehr häufig durchnässt und voller Matsch gepackt habe muss ich sagen, der sieht noch erstaunlich sauber aus. Das grün ist wirklich super, man sieht den Dreck nicht so sehr und er haftet nicht so stark an dem Material.


Nachdem ich meinen Rucksack zwei Tage hintereinander nicht trocknen konnte und ich ihn richtig durchnässt hatte, sahen meine Objektive so aus!


Seit diesem Tag ist das Regencover immer dabei

Inhalt:

Was passt denn nun in so einen Satori mit Monster ICU und zwei Lensbarrels überhaupt rein? Ich transportiere in meinem Satori folgendes:


Der Inhalt meines Satori EXP auf Korsika

– Canon EOS 1DX
– Canon 2,8 14mm oder Samyang 2,8 14mm oder Zeiss 2,8 15mm oder 21mm
– Sigma 2,8 15mm Fisheye
– Canon EF TS-E 3,5 24mm L II
– Canon EF 4,0 17-40mm L
– Canon EF 2,8 100mm L IS Makro
– Sigma 2,8 150mm
– Canon EF 2,8 400mm L IS II oder 4,0 500mm L IS II
– Canon Extender 1,4x III und Canon Extender 2x III
– 2x Canon LP-E4N
– Lee Filtersystem (Komplett mit 10 Filtern, Haltern, Adapterringen etc.)
– Polfilter 77mm und 82mm
– Outdoor Kompaktkamera
– Stirnlampe
– Reflektor/Diffusor
– 1-2x 1,5l Wasserflaschen
– Jacke, Mütze, Handschuhe
– Stativ (dann aber nur eine 1,5l Wasserflasche oder zwei angebracht per Karabinerhaken mit Tasche)

Es geht also wirklich unglaublich viel in den Rucksack rein. Über Gatekeeper Straps kann man sogar noch einen Schlafsack und ein Zelt anbringen. Ich würde wetten, wenn man es unbedingt wollte, könnte man auch noch die Isomatte irgendwo dranhängen. Das Problem ist dann aber, dass man keinen Platz mehr für Kocher und Essen hat. Deshalb wäre es schön, wenn es einen noch größeren Rucksack geben würde als den Satori, sodass man wirklich das gesamte Outdoorequipment und die große Fotoausrüstung transportieren könnte (na gut, mit locker 35kg + wäre das wohl schon eine Qual und kein lockerer Aufstieg mehr). Dennoch bleibt festzuhalten, dass man wirklich sehr, sehr viel in diese Rucksackkombination packen kann.

Fazit:

Ich glaube mein Bericht hört sich dieses Mal wesentlich negativer an, als er eigentlich sein sollte.
Der Satori EXP ist mit seinem Konzept ein Monopolist, es gibt keine wirkliche Alternative zu ihm. Für mich ist es der Rucksack den ich immer wollte. Ich kann ihn unglaublich vollpacken und ihn wirklich gut durchs Gelände tragen. Gleichzeitig ist es mir nicht wichtig mit ihm fliegen zu können. Mehr habe ich mir allerdings von den verwendeten Materialien erwartet. Das heißt, ich habe ihn mir wasserdichter vorgestellt. Ich würde jederzeit alle Mankos dieses Rucksacks übersehen, nur wegen des Tragekomforts den er bietet, da dies wirklich das Wesentlichste für mich ist. Wenn ich mit dem großen Tele unterwegs bin, verwende ich eigentlich nur noch diesen Rucksack. Für mich ist es, bis auf kleine Mankos, DER Rucksack, den ich immer wollte.

 


Ende April während eines Wetterumbruchs im korsischen Gebirge, der F-Stop Satori Snow Edtion

 


Schwer beladen in den Bergen, mit 4,5l Wasser, Schlafsack, Stativ und der gesamten Fotoausrüstung

 


Im Inneren findet man das Alutragesystem des Satori

Wegen der vielen Anfragen zu den aktuellen ICUs, das Monster ICU ist immer noch nicht verfügbar. Aktuell gibt es ein neues X-Large ICU, das ich für euch ausprobiert habe. Anbei ein Bild des Xlarge ICU. Da geht folgendes rein: 2,8 400 + angesetzten Body, 1,4X TK, 2x TK, 100mm Makro, 2,8 21er, TS-E 24er II, TS-E 90er. Wenn man das Ganze etwas quetscht könnte man auch ein 500er + Body dran rein bekommen.

Sollten in diesem Podcast oder den Shownotes irgendwelche Marken genannt, verlinkt oder erkennbar sein, so handelt es sich um Werbung, unabhängig davon, ob dafür eine Gegenleistung erfolgt oder nicht.