Bohnensack Podcast

14. Sep 2021

Canon EOS R3 erster Eindruck und auf keinen Fall ein Test

Erfahrungsbericht, Fototechnik, Kameratest

  1. #Transparenz, die Canon EOS R3 wurde mir von Canon in einem ersten Test zur Verfügung gestellt. Die Kamera war ein Vorserienmodell. Bilder aus dieser Kamera dürfen von mir nicht publiziert werden.

 

Die Canon EOS R3 im Einsatz mit dem legendären Canon EF 135mm 2.0 L USM

 

Die technischen Daten der Canon EOS R3 wurden publiziert. Damit ist nun alles offiziell und ich darf über meine Erfahrungen mit der Canon EOS R3 sprechen. Wer von euch technische Daten zusammengetragen bekommen möchte, der hat hier den falschen Googletreffer. Nimm am besten die Canon Website www.canon.de Ich bin ein Freund der offenen Kommunikation und dank des Brexits kam die Canon EOS R3 pünktlich, nach Projektende bei mir an. Entsprechend habe ich mit der Canon EOS R3 bestenfalls geknipst und keine wirkliche Herausforderung für die Kamera gehabt. Natürlich hat mich das geärgert, das ich keine richtige Naturfotografie, keine Tierfotografie und auch keine Landschaftsfotografie damit machen konnte, sondern bestenfalls rumprobiert habe auf ein Paar Shootings. Aber so ist es nun einmal. Die Bilder hätte ich euch ohnehin nicht zeigen dürfen.

 

In der Ansicht von oben wirkt die Canon EOS R3 mächtig.

 

Auspacken und Anfassen:

Was soll ich sagen, die Canon EOS R3 die ich bekommen habe war ohne Anleitung, ohne Box, ohne Alles. Ich weiß nicht wie sich das Auspacken aus der Serienverpackung anfühlen wird.

Das Erste was man merkt ist, verdammt die Canon EOS R3 muss ein Dummy sein, da fehlt doch was. Das liegt am Gewicht, die Canon EOS R3 ist leicht geworden. Mit geladenem Akku und Speicherkarte wiegt sie 1015g. Zum Vergleich die Canon EOS R5 mit Akku wiegt 735g und die Canon EOS-1DX III wiegt 1467g. Da war die Canon EOS R3 aber ordentlich abspecken, von 1467g auf 1015g. Die Canon EOS R3 ist also 30% leichter geworden.

Das Zweite was auffällt ist ein riesiger Sucher an den man wieder eine Augenmuschel anbringen darf.

Das Dritte was auffällt ist das Feeling. Der Kunststoff ist viel weicher. Die Canon EOS R3 ist ein Handschmeichler. Für alle Applenutzer, kennt ihr das Original Apple IPhone Ledercover? So fühlt sich der neue Kunststoff der Canon EOS R3 an, weich und angenehm. Haptisch ein Erlebnis.

Ganz ehrlich, das Gehäuse liegt bei mir supergut in der Hand. Wer die 1er wegen ihres Handlings liebt, der wird auch die R3 lieben.

 

Das Klappdisplay an der Canon EOS R3 wird gut Geschützt durch die Wulst des großen Akkus.

 

Sensor, Speed und Bildqualität:

Überraschung, dazu kann ich nichts sagen, denn einen RAWkonverter gab es zu der Testzeit nicht. Was ich sagen kann, ist das das angezeigte JPG wesentlich mehr Zeichnung in den hellen Bereichen hat als ich es je bei einer Canon Kamera gesehen habe. Das JPG war absolut beeindruckend.

Grundlegend haben wir einen 24Mpix Back-illuminated Stacked Sensor. Das bedeutet, dass wir in der Praxis keinen Rolling Shutter Effekt mehr sehen sollten. Da ich keine Kleinstvögel im Flug fotografieren konnte, kann ich das nicht verifizieren. Canon spricht zudem von einem größeren Dynamikumfang als der der Canon EOS R5. Entsprechend können wir davon ausgehen, dass dieser Sensor sehr gut performen wird. Wirklich etwas dazu sagen kann ich nicht.

Neu ist, dass der elektronische Verschluss alle Verschlusszeiten bis 30sek mitmacht und sogar 14 Bit pro Farbkanal (unkomprimierte RAWS) bei 30 Bildern pro Sekunde liefert. Das wäre somit der erste Vollformatsensor, der das schafft (Kameramarkenübergreifend). Dabei ist das Ausmaß dieser Neuerung für mich kaum in Worte zu fassen, sollten wir volle Bildinformationen ohne Rolling Shutter Effekt bekommen, so brauchen wir Naturfotografen künftig keinen mechanischen Verschluss mehr.

Natürlich habe ich probiert den Buffer an seine Grenzen zu bringen. Getestet wurde mit Wise CFexpress Karten in 1TB Größe und SD Karten von Wise (285/128GB). Das bedeutet die Canon EOS R3 bringt einen CFexpress und einen SD-Karten Slot mit. Getestet wurde mit echten Fotos, Offenblende und ISO 400.

Mechanischer Verschluss mit 12FPS auf CFexpress unendlich viele Bilder (bei 3702 Fotos habe ich aufgegeben). Gleiche Einstellungen auf die SD-Karte, 469 Fotos in Folge waren möglich.

Elektronischer Verschluss mit 30FPS ca. 168 Fotos in Folge (unabhängig von der Speicherkarte), das entspricht etwa 5,5 Sekunden.

Diese Angaben folgen aus dem Test mit einem Vorserienmodell, ich kann mir vorstellen, dass in der Serie nochmals daran gefeilt worden ist.

Wo wir gerade von Speed sprechen, die Canon EOS R3 ist auch schneller eingeschaltet als alle bisherigen R-Modelle.

 

Die Canon EOS R3 verfügt über einen CFexpress und einen SD-Karten Schacht.

 

 

24 Megapixel gut oder schlecht?

Ich weiß viele werden sich über die Auflösung von 24Mpix lauthals beschweren. Umgekehrt bin ich mir sicher, dass es ohnehin nicht diejenigen sein werden, die wirklich das Geld für eine Canon EOS R3 ausgegeben hätten. Die 24 Megapixel sind ein Sweetspot, der für sehr viele Anwendungsbereiche der professionellen Fotografie perfekt geeignet sind. Gerade für Sportfotografen, Hochzeitsfotografen, Reportage und viele andere Branchen darf es nicht mehr sein. Mir ist bewusst, das beim Hobbyfotografen gilt, je mehr umso besser. Wer aber pro Einsatz oder pro Tag tausende Bilder liefert, der muss auch einen Workflow haben, der die Verarbeitung der Bilddaten ermöglicht. Die Canon EOS R3 ist keine hochauflösende Kamera. Ganz ehrlich, hätte ich nicht eine Hand von Kunden, die von mir eine höhere Auflösung verlangen, würde ich liebend gerne mit 20-24Mpix fotografieren. Da ich aber nie weiß, welche Bilder ich am Ende für Druckgrößen von 3m, 5m oder 8m aufbereiten muss, fotografiere ich seit Jahren fast ausschließlich mit den hochauflösenden Kameramodellen.

 

Tasten und Gehäuse:

Kommen wir zu den Tasten, Bedienung und Gehäuse der Canon EOS R3. Das Erste was auffällt, die Kamera ist nicht mehr so hoch wie die Canon EOS-1DX und der on/off Button für den Hochformatgriff fällt weg. (Ich hab ihn noch nie benutzt. Also weg damit!)

Neu ist auch das Klappdisplay der Canon EOS R3, ENDLICH, vielen Dank Canon. Das Klappdisplay liebe ich an der Canon EOS R5 und genau so ist es auch an der R3. Interessanterweise ist das Display anders eingefasst als bei der Canon EOS R5 (zumindest die Verschraubung unterscheidet sich). Ich vermute das gleiche Display mit einem anderen Glas. Gleichzeitig wird es durch die „Wulst“ des Batteriegriffs besser geschützt als bei der Canon EOS R5.

Die Tasten der Canon EOS R3 sind nun beleuchtet. Viele wollten dieses Feature unbedingt haben.

Die AF-On Taste hat nun den Smart Controller der Canon EOS-1DX III und ich liebe es. Bereits bei der 1DX III fand ich das mega geil, an der spiegellosen Kamera ist es noch viel genialer. Wer mit Backbuttonfokus arbeitet kann derart schnell das AF Feld verschieben ohne dabei den Daumen vom AF-On Button zu nehmen, ich finde das wirklich mega geil. Übrigens funktioniert das auch in Lupenfunktion in der Bildrückschau.

Neu ist auch oben auf dem Gehäuse eine +/- Taste, die ich persönlich sehr sinnvoll halte für das Arbeiten im manuellen Modus mit Auto ISO. Mit der Firmware die ich getestet habe, waren jedoch noch nicht alle Einstellungen möglich. Neben der neuen +/- Taste findet sich auch die „Beleuchten“ Taste oben auf der Kamera. In meinem normalen Workflow komme ich mit meiner Hand ums Verrecken nicht an diese Tasten. Vielleicht mache ich zu wenig Yoga für meine Hände, aber für mich sind diese beiden Tasten definitiv an der falschen Stelle. Es ist für mich der einzige negative Punkt an der Canon EOS R3 und natürlich ist dieser sehr individuell. Generell finde ich das Formteil rechts neben dem Blitzschuh plump und hässlich. Es erinnert mich an die Fuji GFX 100 und hat nichts von der Grazie an sich, die die Canon EOS R3 sonst ausstrahlt.

Die Tasten Lupe, Bildwiedergabe und Löschen befinden sich unterhalb des Displays, was die Einhandbedienung im Vergleich zu Canon EOS R5 verschlechtert.

Die Umstellung zwischen Foto und Video ist bei der Canon EOS R3 perfekt gelöst.

Ich sehe hier ein neues Bedienkonzept, das im Wandel ist und für zukünftige Canon EOS-R1 noch perfektioniert wird.

 

Hier die Tasten an die ich, mit meiner Hand, nicht rankomme.

 

Sucher:

Was soll ich sagen, der Sucher ist gigantisch groß, löst 5,76 Mio Pixel auf und begeistert mich. Vielleicht ist er sogar zu groß? Gibt es das überhaupt? Also wirklich das ist richtig, richtig geil. Riesengroß, verzögerungsfrei und flüssig. Es ist im Moment der beste Sucher, den ich bei einer spiegellosen Kamera gesehen habe.

Ich persönlich wünsche mir von zukünftigen Kameragenerationen, allerdings nochmals deutliche Fortschritte bei der Auflösung der Sucher (ruhig doppelt so hoch).

Außerdem zeigt die Canon EOS R3 nun die Brennweite im Sucher an. Ich finde das ein nettes Feature, da ich nun weiß, welche Brennweite nutze ich gerade an meinem Zoomobjektiv und ggf. genau weiß welches Objektiv ich als nächstes aus meinem Rucksack ziehen möchte.

 

Der Sucher der Canon EOS R3 ist sichtbar größer als der Canon EOS R5 Sucher.

 

Autofokus:

Neu ist der Eye AF, was bedeutet das? Wir können mit dem Auge das Autofokusfeld steuern.

Das funktioniert wie folgt:

  • Justage des Eye AF auf das eigene Auge. Dies geschieht mit einer einfachen Anleitung im Menü. (Es können mehrere Augen gespeichert werden.)
  • Definition einer Taste zur Bestätigung des Eye AF
  • Ihr könnt entscheiden, ob Eye AF dauerhaft aktiv ist, oder über einen Tastendruck aktiviert wird.
  • Ist der Eye AF aktiviert seht ihr neben dem normalen AF Feld eine Art Cursor/Fadenkreuz, das anzeigt, wo Ihr hinschaut.
  • Wollt Ihr, dass dort euer AF-Feld hinspringt, müsst Ihr auf die in Punkt 2 definierte Taste drücken und das AF-Feld springt automatisch dorthin.

Generell ist es wirklich einfach. Ob man diese Funktion nutzen möchte oder nicht ist sehr individuell. Als Backbuttonfokus Nutzer finde ich den neuen AF-On Joystick als spannender. Umgekehrt gibt es mit Sicherheit ausreichend Fotografen, die lieber den Eye AF nutzen.

Ich kann auf jeden Fall sagen, es funktioniert, ihr könnt euch Farbe und Form des Fadenkreuzes aussuchen und wer nicht meine „Daumenyogaskills“ am AF-On Button besitzt, wird es mit Sicherheit gerne benutzen. 😉

 

Einstellungsmöglichkeiten des Pointers beim Eye AF

 

Neu sind noch zwei andere Dinge beim Autofokus, die ich sehr cool finde:

  • Ihr könnt das normale AF Feld deaktivieren. Bis heute war es immer so, Ihr könnt jede AF-Feld Gruppierung deaktivieren, bis auf das einzelne AF Feld. Das geht nun endlich!

Persönlich habe ich immer nur drei Mögliche AF-Feld Gruppierungen: AF-Feld, Spot-AF und Tieraugen-AF. Das normale AF Feld brauche ich persönlich nicht, ich nutze immer nur den Spot-AF oder den Tieraugen-AF. Somit kann ich meinen persönlichen Workflow noch beschleunigen.

  • Neu ist eine AF-Flexizone hinzugekommen, mit der Ihr einen bestimmten Bildbereich individuell definieren könnt, in dem die Kamera das Motiv verfolgen wird. Das finde ich persönlich für die Tierfotografie interessant, wenn man genau weiß, aus welcher Richtung und in welcher Höhe das Tier erwartet wird.

 

Neu sind vom Autofokus zu erkennende Fahrzeuge, natürlich habe ich diese Funktion nicht getestet.

 

Neue Funktionen:

Generell wurde das Menü aufgeräumt und eindeutiger gestaltet, was ich persönlich extrem gut finde. Hier erwarte ich in den kommenden 10 Jahren einiges an Reduktion der Komplexität. Umgekehrt finde ich es großartig, dass ich meine Kamera noch besser individualisieren kann.

Ein Beispiel: bis heute konnte man bei den professionelleren Modellen von Canon die Zoomfunktion der Bildrückschau an den Zoom auf 100% (tats. Größe) und das AF-Feld koppeln. Bei der EOS R3 kann ich nun die Vergrößerung und das AF-Feld getrennt voneinander einstellen. Somit kann ich individuelle Einstellungen treffen wie z.B. 4x Vergrößerung auf dem AF Punkt aktivieren.

Neu ist auch das GPS Modul der Canon EOS R3, für alle diejenigen die gerne die GPS Daten sofort in den Bildern haben wollen.

Außerdem gibt es einen neuen Blitzschuh, der mehr kann. Da ich nicht für meine Blitzfotografie bekannt bin und den Blitzschuh nicht nutze, fragt jemanden, der davon wirklich Ahnung hat.

Zu guter Letzt soll der Canon Akku erwähnt werden, es ist der aus der Canon EOS 1DX III bekannte LP-E19. Die Canon EOS R3 ist also die erste spiegellose Kamera, die mit dem großen Akku, die volle AF-Leistung mancher RF Objektive rausholen kann (z.B. RF 600mm 4.0 L IS und RF 400mm 2.8 L IS)

 

Hier sieht man die Kontakte des neuen Blitzschuhs. 

 

Mein Fazit:

Mein Fazit ist individuell auf mich bezogen, ich finde die Canon EOS R3 grandios. Ich liebe das Gehäuse, Formfaktor und Gewicht, sind der Hammer. Die Beseitigung des Rolling Shutter Effekts macht den elektronischen Verschluss endlich bedenkenlos nutzbar. Der AF-On Button erleichtert mir persönlich enorm die Arbeit. Zudem ist die Kamera gnadenlos schnell.

Wie Ihr merkt, ich spreche viel mehr von der Usability als von allem anderen an der Kamera und da ist aus meiner Sicht die Canon EOS R3 einfach genial. So stelle ich mir persönlich mein Werkzeug vor.

Die 24 Mpix machen die Kamera für meine Arbeit an vielen Stellen zum falschen Werkzeug und sind der Grund, warum ich vorwiegend mit mehreren Canon EOS R5 fotografieren werde.

 

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P.S. so entstehen Fakenews, 6594 Fotos mit 11% Akkuladung? Kein Problem, wenn ich teste, wie viele Bilder in Folge die Canon EOS R3 schafft. 

 

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