05. Okt 2018
Erfahrungsbericht, Fototechnik, Herbst, Winter
Nasser Herbst
Die nass-kalte Jahreszeit kommt. Das ist aber kein Grund, seine Fotoausrüstung einzumotten. Wenn es regnet und die Herbstfarben erstrahlen fotografiere ich sehr gerne, doch was mache ich mit der Fotoausrüstung unter diesen Bedingungen und was ziehe ich an?
Die Kleidung für den Herbst ist relativ einfach zusammengestellt: atmungsaktiv und regenfest soll es sein. Regenjacken und Hosen beginnen bei rund 50 Euro und enden locker beim Zehnfachen. Hier muss jeder selbst entscheiden, was er benötigt, aber das günstige Angebot reicht demjenigen Fotografen, dessen Leben nicht vom Equipment abhängt, in der Regel aus. Wer mehrtägige Bergtouren plant, sollte zu den teureren Modellen greifen, da hier die Qualität in aller Regel robuster und hochwertiger ist. Ganz wichtig ist jedoch, dass nicht nur die oberste Kleidungsschicht atmungsaktiv ist, sondern jede Schicht. Sprich T-Shirt, Pulli/Fleece, Jacke, sonst macht das gesamte Prinzip keinen Sinn mehr, da der Schweiß vom Körper nicht schnell genug an die äußerste Kleidungsschicht abtransportiert werden kann. Ich persönlich setze am liebsten Produkte von Paramo Clothing ein, diese sind nachhaltig und PFC frei hergestellt. Dazu kommt, dass die Produkte wesentlich angenehmer zu tragen sind als mehrlagiges GoreTex Hardshell. Doch seien wir mal ehrlich, viel wichtiger ist, dass die Ausrüstung heil nach Hause kommt. Ein Irrglaube, dem viele Fotografen erliegen ist, dass die Profikamera unglaublich robust ist und die Amateurkamera beim ersten Regentropfen kaputt geht. Tatsächlich ist es so, dass ein Tropfen, der ungünstig in eine Kamera gelangt, diese lahmlegen kann. In der Praxis habe ich das jedoch noch nie erlebt. Eigentlich hält die Ausrüstung deutlich mehr aus, als man ihr zutraut. Bei leichtem Nieselregen kann man also ruhig fotografieren. Ich empfehle jedoch, regelmäßig Kamera und Objektiv abzutupfen, notfalls mit einfachen Taschentüchern. Wird es richtig nass, improvisiere ich gerne. Ich verwende bei kleineren Objektiven in der Regel eine Duschhaube als Regenschutz. Die einfachsten Hauben findet man im Internet für rund zehn Euro/100 Stück. Mit einem kleinen Loch für den Sucher hat man einen perfekten Regenschutz, für umgerechnet nur zehn Cent. Verwendet man größere Teleobjektive, gibt es verschiedene Regenüberzüge, die Objektiv und Kamera schützen. Die Preise schwanken zwischen zehn Euro und über 100 Euro. Wer häufig bei Regen fotografiert, ist mit einem teureren Regenschutz besser bedient, da diese gut angepasst sind und häufig wiederverwendet werden können. Die Lenscoat Produkte sind hier absolut empfehlenswert. Wer nur im Regen fotografiert, weil er von diesem überrascht wird, dem reichen sogar eine Mülltüte und ein größeres Gummiband. Einfach ein Loch am unteren Ende der Tüte machen, die Mülltüte über das Objektiv ziehen, an der Streulichtblende mit einem Gummiband fixieren und dann über die gesamte Kamerakombination ziehen. Das ist zwar sehr provisorisch, reicht aber in der Regel aus. Um den Fotorucksack oder die Kameratasche zu schützen, gibt es so genannte Raincover. Diese möchte ich jedem ans Herz legen und empfehle, sie aufzuziehen, sobald es anfängt zu regnen, damit man möglichst wenig Feuchtigkeit zwischen Rucksack und Hülle gelangt. Sobald es richtig regnet, gibt es auch oft Wind und somit nasse Frontlinsen. Hier empfehle ich große Microfasertücher aus der Haushaltsabteilung. Diese oft sehr farbenfrohen und saugstarken Lappen eignen sich hervorragend, um Frontlinsen, Objektive, Kameras etc. trockenzuwischen und kosten im 5er-Pack keine zehn Euro. Viel günstiger kann man sein Equipment nicht trocken halten. Zu Hause angekommen ist es ganz wichtig, die Ausrüstung nicht einfach in der geschlossenen Fototasche in die Ecke zu legen. Das kann zu Schimmelpilzen oder Rost führen. Deshalb zu Hause sofort die Ausrüstung auspacken und in Ruhe richtig durchtrocknen lassen.
Regenjacke und Regenhose stammen von Paramo Clothing, dazu eine Mütze und normale Wanderschuhe, das passt im Herbst sehr gut.
Bitte das Regencover auf dem Rucksack nicht vergessen wenn es nass wird, egal ob vom Meer oder vom Regen.
Kalter Winter
Sehr oft werde ich gefragt, „was ziehe ich an, wenn ich rausgehe im Winter und wie hält das die Ausrüstung aus?“.
Zunächst sollte man sich von der Illusion verabschieden, dass es Kleidung gibt, in der man es im Winter bei Sturm und Kälte auf der einen Seite mollig warm hat und auf der anderen Seite beim Wandern nicht schwitzt. So etwas gibt es einfach nicht. Aus diesem Grund sollte man nach dem Zwiebelprinzip mehrere Lagen tragen und zwar am gesamten Körper. Fangen wir an: Ganz wichtig sind der Kopf und die Füße, denn wem am Kopf oder an den Füßen kalt ist, der wird auch sehr schnell am gesamten Körper frieren. Deshalb auf jeden Fall eine ordentliche Mütze und gute Socken einpacken, gerne ein Paar mehr. Empfehlenswert sind gerade hier dicke Wollsocken, z. B. aus Merinowolle, diese halten wirklich warm, die Firma Woolpower stellt hier tolle Produkte her. Wichtig ist hierbei, dass der Schuh nicht zu klein ist. Ein wenig Luft trotz Socken im Schuh ist wichtig, denn nur wenn ihr die Zehen noch bewegen könnt, werdet ihr auch warme Füße haben. Ich verwende auf Schneeschuhen in unseren Breitengraden normale Wanderschuhe mit Gamaschen, das reicht mir normalerweise aus. Wer wärmere Schuhe benötigt, der wird bei der Firma Sorel fündig. Kommen wir zum leidigen Thema der Handschuhe, hier gibt es gleich ein Dutzend oder noch mehr Varianten. Wenn ich mich viel bewege, trage ich am liebsten dünne Handschuhe. Allgemein gibt es drei Arten von Handschuhen: zum einen günstige, dünne Handschuhe, die einfach nur ein bisschen Wärme spenden sollen. Ich empfehle hierbei Handschuhe aus dem Militärbedarf für das Schießen. Diese Handschuhe sind im Herbst sehr nützlich. Die zweite Gruppe sind etwas dickere Fingerhandschuhe. Hier gibt es traditionelle Modelle mit Windstopper-Membran für rund 30 bis 50 Euro. Ist es erst einmal richtig kalt, führt kein Weg an Fäustlingen vorbei. Bei manchen lässt sich die Spitze abklappen, um die Finger freizulegen. Dabei ist es schwierig, den richtigen Handschuh zu finden. Bis auf Handschuhe, Mütze und Schuhe stehen wir noch nackt da, machen wir also weiter bei der Hose. Hier sollte man eigentlich drei Hosen einplanen. Die erste Lage bildet eine lange Unterhose. Darüber kommt eine wattierte Winterhose. Ich würde darauf achten, dass man nicht auf Gamaschen angewiesen ist. Sprich, die Hose sollte mit einem Haken oder ähnlichem direkt an den Schnürsenkeln der Schuhe befestigt werden können. Der zweite wichtige Aspekt sind seitliche Lufteinlässe, sonst wird es bei Aufstiegen unerträglich warm. Empfehlenswert ist wasserundurchlässiges Material, somit könnt ihr ruhig auch mal im Knien fotografieren. Markenprodukte beginnen bei 200 Euro. Die dritte Lage wird eine Overlayering-Hose. Sie wird an besonders kalten Tagen über der normalen wattierten Hose getragen – sehr angenehm bei längeren Ansitzen mit wenig Bewegung. Nun sollten wir vielleicht auch noch obenrum etwas anziehen. Hier entscheide ich mich an normalen Wintertagen für ein Multifunktionsshirt, darüber kommt eine Fleecejacke. Über die Regenjacke ziehe ich eine Overlayering-Jacke, wahlweise aus Kunst- oder echten Daunen. Das Preisspektrum ist extrem groß. Ist es besonders kalt, kann die Regenjacke gegen eine dünne Daunenjacke und das Multifunktionsshirt gegen ein langärmeliges, warmes Unterhemd getauscht werden. Ganz wichtiger Hinweis, wer tagelang im Schnee unterwegs ist muss eine Sonnenbrille tragen, gerade um Schäden die einer Entzündung der Tränensäcke vorzubeugen. Doch halten Fotoausrüstungen Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt aus? Aus Erfahrung kann ich berichten, dass das Arbeiten im Winter wenig problematisch ist, die Kameras haben normalerweise keine Fehlfunktionen bei starkem Frost, die Akkus dafür umso mehr. Aus diesem Grund sollten Kameraakkus immer am Körper getragen werden, damit die Körperwärme sie warm hält, am besten in der Innentasche der Jacke oder im Pulli. Dennoch nimmt die Kapazität der Akkus bei Frost deutlich ab, sodass es empfehlenswert ist, deutlich mehr Akkus mit sich zu führen. Gerade bei trockener Kälte ist es absolut unproblematisch zu fotografieren. Bei der Rückkehr ins Warme ist die Akklimatisation der Ausrüstung sehr wichtig und nicht ganz einfach. Zu Hause öffne ich die Fototasche nur einen kleinen Spalt weit und lasse die Ausrüstung zunächst ganz langsam mehrere Stunden, oftmals den ganzen Tag warm werden. Erst danach öffne ich die Fototasche und entnehme die Ausrüstungsgegenstände zum Trocknen. Das verhindert das Bilden von hoher Kondensationsfeuchtigkeit. Wenn ich mehrere Tage hintereinander bei extremen Temperaturen arbeite, lasse ich sogar die Ausrüstung im Auto und entnehme nur Speicherkarten und Akkus für die Nacht, damit der Rest des Equipments nicht so großen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist.
Zwiebellook: Funktionsshirt, Fleecejacke, Regenjacke und dazu eine Overlayeringjacke. Wichtig die Sonnenbrille und die Gamaschen nicht vergessen.
Ich persönlich empfinde die Sonnenbrille beim Fotografieren eher störend, weshalb sie dann oft auf den Kopf wandert.
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