29. Dez 2018

Unscheinbare Details

Bach, Bliesgau, Schnee, Wald, Winter

 


Ein kleines Making of zusammen mit dem Novoflex Triopot Pro 75 und dem Novoflex Classicball 5 II.

 

In den letzten Tagen wurde es endlich kalt im Saarland. Winter haben wir hier leider nur selten, umso schöner ist es, wenn es einmal ein wenig Frost gibt. Ist es dann winterlich, egal ob Schnee, Frost oder Raureif zieht mich raus. Ich liebe es Details zu entdecken und mich treiben zu lassen. Häufig geht es mir so, dass ich eigentlich keine Zeit dafür habe. Doch ich möchte heute meine Gedanken dazu ordnen.

Dank der Sozialen Netzwerke habe ich immer das Gefühl, ich müsse mich den großen, vermeintlich wichtigen Themen widmen, die viele Likes und Kommentare bringen. Die anscheinend beliebt sind. Es wird schneller, die Verweildauer an einem Ort kürzer und die Möglichkeit sich darauf einzulassen ist fast nicht mehr vorhanden. Spektakulärere Fotos, mehr Bilder in immer kürzerer Zeit sollen es sein. Es entsteht ein Stress, der Stress des Naturfotografen oder wie ich neulich gehört habe, der „Erfolgsdruck des Naturfotografen“. Doch gibt es so etwas überhaupt oder ist bereits die Tatsache, dass man in seiner Leidenschaft Stress und Erfolgsdruck erleben kann absurd?

Natürlich kommt mir dieser Druck real vor. Aber existiert dieser Druck überhaupt oder ist er einfach nur meiner persönlichen Wahrnehmung geschuldet? Mein Eindruck, jeder ist immer draußen und fotografiert, wohingegen ich gerade dafür keine Zeit habe.  Doch woher rührt dieses Gefühl? Natürlich entspringt es den sozialen Netzwerken.

Früher, als alles noch pauschal immer besser war, war ich in den Internetforen und den Fotocommunitys unterwegs. Hier hat man immer mal wieder ein Bild gezeigt. Vielleicht eins pro Woche. Die Bilder wurden diskutiert und es gab viele spannende Themen. Später folgte eine Vielzahl an Communities, die sich mit Fotografie beschäftigen. Hier gibt es jeden Tag viele tolle Bilder zu bestaunen, doch auch dies führte aus meiner Sicht nicht zu dem beschriebenen Stress. Doch dann kamen die Stories dazu. (Allen die nicht wissen, was eine Story ist, gratuliere ich zunächst. Ihr habt alles richtig gemacht. Eine Story ist ein Post, dessen was man gerade macht, fühlt oder denkt, der sich allerdings automatisch binnen 24 Stunden löscht und den ein anderer, der dich abonniert hat, sich in einer Endlosschleife anschauen kann.) Instastory, Whatsappstory, Facebookstory und dazu natürlich jeden Tag ein Foto auf Instagram, Facebook, 500PX posten und vielleicht findet man ja auch noch Zeit auf all den anderen Plattformen etwas zu posten. Nun veränderte sich meine Wahrnehmung. Nicht nur, dass es jeden Tag tolle Bilder zu sehen gibt, nein jetzt ist auch noch JEDER, permanent und immer draußen am Fotografieren. Doch schauen wir uns das ganze etwas genauer an. Nehmen wir einfach ein paar fiktive Zahlen an. Man hätte im Durchschnitt 1000 Facebookfreunde, folgt 500 Instagramaccounts und hat 300 Leute im Adressbuch seines Iphones. Macht 1800 Menschen die potenziell etwas in Ihrer Story posten können. Nun würden 50% davon überhaupt die Storyfunktion nutzen, bleiben 800 potenzielle Storys. Jetzt würde jeder von den 800 Menschen im Jahr nur 10 Mal fotografieren gehen und postet dabei etwas in seine Story. Würde also 8000 Storyeinträge im Jahr machen. Wenn ich weiter von 365 Tagen im Jahr ausgehe, dann ergibt das etwa 22 Storys am Tag von Freunden und Bekannten, die gerade draußen sind und die gerade fotografieren. Natürlich entsteht hierdurch das Gefühl, dass JEDER draußen ist und gerade fotografiert, nur man selbst eben nicht. Ich vermute früher war das auch der Fall, aber vor 10 Jahren gab es noch nicht die Möglichkeit es mit der ganzen Welt zu teilen. Also habe ich anscheinend meinen Erfolgsdruck selbst erfunden. Was allerdings keinen Einfluss darauf hat, dass ich diesen Empfinde und dass er real für mich ist. Das ist schon bemerkenswert, da erfindet das Unterbewusstsein etwas, das Stress und Druck ausübt, obwohl sich eigentlich nichts verändert hat und die Tatsache, dass man es erkennt führt zumindest bei mir nicht dazu, dass sich an diesem Empfinden etwas verändert.

Kommen wir aber zurück zum Thema, denn das oben Beschriebene war für mich nur der Auslöser. Es gab also Winter im Saarland oder den Anschein von Winter. Ich habe mich nun ganz bewusst nicht dafür entschieden weite Strecken zu fahren um spektakuläre Locations aufzusuchen. Sondern ich habe mir den Luxus gegönnt mich mehrere Tage treiben zu lassen. Also wirklich einfach den ganzen Tag draußen zu verbringen. Für alle die nicht mehr wissen wie das geht, ich habe mir eine kleine Fotoausrüstung zusammengepackt und bin damit einfach jeden Tag rausgegangen, habe den Tag draußen verbracht und mich vielen kleinen Details gewidmet, die außer mir gerade niemand im Wald bemerkt hatte. Das alles in einem Umkreis von vielleicht 10 oder 15km um mein Haus. Das Handy habe ich dabei ganz bewusst ignoriert. Es war interessant wieder so viel Zeit pro Motiv zu haben, wie ich es will und dabei ganz bewusst die unscheinbaren Details zu fotografieren, zu experimentieren und einfach für sich zu sein. Mit jedem Tag gelang es mir besser und ich fühlte mich darin freier. Es wirkte wie ein Aufatmen. Natürlich fahre ich gerne weg und widme mich auch spektakuläreren Themen. Aber gerade vor der Haustür, alltägliche Motive neu zu interpretieren fördert einfach die Kreativität und bereitet mir persönlich sehr viel Freude. Doch für die Kreativität braucht man auch immer viel Zeit. Schade, dass ich mir dafür nur so selten die Zeit nehme.

 


Wunderschöner Raureif hat sich in den Wäldern gebildet.
Canon EOS 5DSR + Canon 24-70mm L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 

 


Der Nebel mit dem Raureif zusammen mit dem Herbstlaub brachte wunderbare Stimmungen mit sich.
Canon EOS 5DSR + Canon 24-70mm L IS + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II 

 

 

Raureif an einem roten Blatt eines Brombeerstrauches.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Raureifstacheln im Detail.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Anscheinend ein Fuß aus Eis.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Hier sehe ich einen Kopf aus Licht.
Canon EOS 5DSR + Canon 2,8 100mm L IS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Das Eis gefriert auf einem kleinen See.
Canon EOS 5DSR + Canon 4,5-5,6 100-400mm L IS II + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Auf dem Pilz bildet sich ein wenig Raureif.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Die Sporophyten des Moses sind im Eis gefroren.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Einige Sporophyten sind in wunderschönem Eis gefroren.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Makro + Novoflex PRO75 + Novoflex Classicball 5 II

 

Ein Pilz mit Raureif und Doppelung.
Canon EOS 5DSR + Sigma 2,8 180mm OS Makro

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