31. Okt 2012

Lünen 2012 DAS NATURFOTO-FESTIVAL

Fotofestival, Fotomesse

Ich stehe auf der Bühne und fotografiere die Danksagungen an die Helfer des Naturfoto-Festivals. Als die Anzahl der Helfer immer weiter zunimmt entschließe ich mich, eine kürzere Brennweite zu nehmen und greife instinktiv in meine Fototasche. Doch Moment, was ist das? Meine Fototasche hängt mir nicht um den Hals? Doch wo kann sie sein? Sofort macht sich Panik breit und der Schweiß läuft mir von der Stirn. Ich kann mich kaum noch konzentrieren und frage mich, wo mein Equipment ist. Gleichzeitig muss ich aber den Job professionell zu Ende bringen. Der Albtraum ist wahr geworden, meine Ausrüstung ist verschwunden. Ich habe keine Idee, wo sie sein könnte, sie steht weder auf der Bühne noch an meinem Sitzplatz. Da kommt mir eine letzte Idee, vielleicht steht die Tasche noch im Foyer auf dem Tisch? Sobald es mir möglich ist, eile ich aus dem Saal, fliege förmlich über die Treppen und da sehe ich sie: meine Fototasche, sie steht immer noch auf dem Tisch. Zitternd ergreife ich sie und inspiziere das Equipment. Es scheint noch alles da zu sein. Die Anspannung löst sich, ich kann wieder durchatmen. Für mich ist es schlichtweg unglaublich, meine Fototasche stand zwei Stunden unbeaufsichtigt auf einem Tisch, an dem hunderte Leute vorbeigekommen sind und keiner hat mir etwas gestohlen. Klasse, das Publikum des Naturfoto-Festivals ist unglaublich ehrlich! Vielen Dank!

 


Die Dozenten des diesjährigen Festivals

Das internationale Naturfotofestival am letzten Oktoberwochenende steht für die meisten Naturfotografen als besonders wichtiges Event im Terminkalender, an dem sich hunderte Naturfotografien aus der ganzen Welt in Lünen treffen. Hier wird jedes Jahr der Europäische Naturfotograf des Jahres (ENJ) und der Fritz Poelking Preis vergeben. Außerdem gibt es zahlreiche Vorträge, Seminare und Gesprächsstoff zwischen den Fotografen sowie einen großen Fotomarkt.
Ich reiste dieses Jahr am Freitagmorgen an. Um rechtzeitig da zu sein musste, ich bereits um 4 Uhr los. Doch was macht man nicht alles um nichts zu verpassen? Außerdem kam mir dieses Jahr die Aufgabe des Festivalfotografen zu, weshalb ich erst recht nichts verpassen sollte. Ich freute mich bereits wie ein kleines Kind auf die Vorträge, denn sowohl mein Lieblingsfotograf Bruno D’Amicis, als auch der weltbekannte Bence Mate würden einen Vortrag halten. Es waren aber auch feste Größen wie Klaus Nigge, Florian Schulz und die Haarbergs zu Vorträgen eingeladen. Gespannt war ich auch auf den jungen Floris van Breugel, dessen Bilder ich schon seit langem schätze. Mit einem Wort: ich hatte dieses Jahr riesige Erwartungen.
Während all dieser Tage herrschte eine tolle und ausgelassene Stimmung auf dem Festival. Neben den Vorträgen, auf die ich gleich eingehen werde, konnte man auf dem Fotomarkt so gut wie alles erstehen, was das Fotografenherz begehrt: Von Lichtschranken bis zu Stativen, von Kameras bis zu Objektiven, von Büchern bis zur Tarnung war alles dabei. Auch der CPS und NPS betreuten ihre Kunden mit kostenlosem Check and Clean. Gleichzeitig fanden einige Produktpräsentationen statt. Auch für das leibliche Wohl wurde mit Kuchen, Getränken und dem ein oder anderen Buffet gesorgt.
Der Freitagmorgen begann mit zwei Seminaren: „Professioneller Workflow und Bildoptimierung mit Lightroom 4″ von Claus Brandt und „Auf dem Weg zu besseren Bildern“ mit Werner Bollmann, Markus Botzek und Winfried Wisniewski. Während der Seminare wurde fleißig weitergearbeitet, denn die Ausstellung in der Rundturnhalle neben dem Hansesaal musste bis 17 Uhr stehen. Dies wurde auch geschafft, denn die vielen Helfer haben auch dieses Jahr einen reibungslosen Ablauf des Festivals ermöglicht. Um 11Uhr begann ein drittes Seminar „Talk mit Tui, Praktische Anwendung – Buchprojekte rund um den Globus“ mit Tui der Roy. So vergingen Vormittag und Mittag rasend schnell und ehe man sich versah, war es 17 Uhr und damit Zeit für das Meet and Greet. Hier trafen sich Dozenten, Aussteller, Preisträger, Helfer und deren Angehörige zu einem Buffet mit Sektempfang. Daran angeschlossen fand die Preisverleihung des ENJ (Europäischer Naturfotograf des Jahres) 2012 und des Fritz Poelking Preises statt. Das Publikum wurde hierbei durch außergewöhnliche Bilder der unterschiedlichsten Kategorien verzaubert. Im Anschluss wurden die dazu gehörigen Ausstellungen eröffnet. Der letzte Punkt auf der Tagesordnung war die Eröffnung der Ausstellungen i n der Rundturnhalle. Diese Ausstellungsfläche wurde dieses Jahr zum ersten Mal genutzt und fand großen Anklang.

 


Mit großem Interesse wird der Gesamtsieger des ENJ 2012 betrachtet

 


Die Stimmung ist sehr ausgelassen, ein überglücklicher Uwe Hasubek vor seinem Siegerbild (Kategorie andere Tiere)

 


Die Ausstellung in der Rundturnhalle wird eröffnet

Der Samstag begann mit einem ersten Kälteschock, denn es ist auf nachts -2 Grad abgekühlt. Zumindest war es ein Schock für mich im Schlafsack. Die Vorträge begannen um 9 Uhr mit Laurend Geslin, der uns ungemein spannende Einblicke in die Tierwelten der Stadt ermöglicht hat. Er präsentierte eine Art der Wildlifefotografie, die die meisten so noch nicht gekannt haben. Im Anschluss zeigte uns Bence Mate, wie man so richtig manipuliert und konstruiert. Dabei wurde deutlich, wie groß der Aufwand für seine spektakulären Fotos wirklich ist. Nach einer kurzen Pause nahm uns Arik Sigel mit auf einer Reise in die Welt der Falter in seiner Heimat. Bruno D’Amicis hatte danach die Ehre, das Publikum zu verzaubern. Sein Vortrag handelte von den Abruzzen und er transportierte hierbei ein unglaubliches Gefühl der Nähe zur Natur. Seine Bilder zeigten sowohl seltene Arten, als auch besondere Verhaltensweisen. Danach präsentierte Strix dem Publikum verschiedene Landschaften und Tiere. Nach einer ausgedehnten Mittagspause betrat Klaus Nigge die Bühne, sein humorvoller Erzählstil und sein perfekt aufgebauter Vortrag kam beim Publikum sehr gut an. Im Anschluss zeigte uns Barney Wilczack Wiesenimpressionen, die mich persönlich inspiriert haben. Den nächsten Vortrag präsentierte uns der Russische Naturfotografen-Verband und zeigte dabei teils spektakuläre Bilder.
Nach einer weiteren Pause wurde der Preis des Publikums vergeben, der dieses Jahr an Edwin Kats ging. Nahtlos weiter ging es mit Florian Schulz, der einen unglaublich guten Vortrag über die Arktis hielt. Seine Bilder waren sehr gut, die Story interessant und der Aufbau perfekt. Das Publikum war sich einig, ein gnadenlos guter Vortrag und so wurde Florian mit Standing Ovations gedankt. Nach einem Tag mit einem gewaltigen Vortragsprogramm, konnte man sich abends beim Buffet entspannen und den Abend mit einem „Haufen“ toller Fotografen ausklingen lassen.

 


Bruno D’Amicis bei seinem Vortrag über die Abruzzen

Die Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag hat mit Sicherheit der ein oder andere Besucher des Festivals erst zu spät festgestellt. Um 9 Uhr begann jedoch Winfried Wisniewski pünktlich damit, die GDT Regionalgruppe 2 (Emsland, Münsterland, Niederrhein) vorzustellen. Hierbei wurde eine große Vielfalt an Fotos aus dieser Region gezeigt. Nachfolgend kamen die Haarbergs an die Reihe mit ihrem Vortrag über Island. Das war nicht irgendein Vortrag über Island, sondern ein Vortrag mit so guten Islandfotos wie man sie selten erlebt hatte. Das Publikum dankte mit Standing Ovations. Nach einer Pause stellten Heidi und Hand-Jürgen Koch einige interessante Projekte vor. Weiter ging es mit einem Vortrag über die Karpaten von Grzegorz Lesniewski, der uns deutlich machte, wie viel unberührte Natur es noch in Polen gibt, jedoch auch welchen Aufwand man betreiben muss, um diese in so schönen Bildern festzuhalten. Nach der Mittagspause zeigte Floris van Breugel seine Sicht der Dinge mit teilweise unglaublichen Fotos. Das Vortragsprogramm wurde geschlossen durch den Vortrag „Survivors“ von Theo Allofs, der nicht nur viel zu lang war, sondern für mich auch ernüchternd. Am Ende des Tages wurde den Helfern gedankt, ohne diese dieses unglaubliche Festival nicht möglich gewesen wäre. Ich fand es wieder unglaublich schön, so viele Naturfotografen zu treffen, so viele Bilder zu sehen und so viele Inspirationen sammeln zu können. Vielen Dank dafür!

 


Auch die GDT Jugendgruppe darf in Lünen nicht fehlen! (vordere Reihe v.l.n.r.: Andreas Büttner, Markus Rummel, Lukas Thiess, Naemi Cotrus, Tim Dörner –
hintere Reihe v.l.n.r.: Kevin Winterhoff, Annabella Wolf, Radomir Jakuboswki, Julian Münster, Sebastian Erras, Steffen Rommel, der große Hermann Hirsch, Jan Piecha)

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