18. Mai 2013

Les Calanche, ein Abenteuer mit dem Auto

Berge, Frühling, Korsika, Landschaftsfotografie


Nach einer kleinen Kletterpartie, kann man fast jedes Podest der Calanche ereichen

Besonders beeindruckt haben mich die Calanche. Die Calanche sind gemeinsam mit der Scandola und der Girolata-Bucht seit 1983 Unesco Weltnaturerbe. Sie befinden sich an der Westküste Korsikas, südlich von Porto. Die unglaublichen Gesteinsformationen aus rötlichem Granit sind schlichtweg überwältigend. Sie ragen bis etwa 400m in die Höhe. Die hohen Berge sind kaum zu begehen. Eher kann man mit der richtigen Ausrüstung, die ein oder andere schöne Klettertour veranstalten. Umso mehr verdutzte es mich, dass die korsischen Ziegen es schafften in diesen Steilwänden Halt zu finden und über die Steilhänge zu wandern. Als ich das erste Mal mit dem Auto an den Calanche vorbeifuhr konnte ich meinen Augen wirklich nicht trauen, so eindrucksvoll war dieser Küstenabschnitt für mich. Eine schmale Straße (D81) schlängelt sich direkt durch die Calanche, was auf der einen Seite das Erreichen erleichtert und auf der anderen Seite jedes Foto störend beeinflusst. Ich fuhr weiter über eine sehr schmale Straße, mit zahlreichen Haarnadelkurven bis in eine kleine Bucht. Hier wollte ich abends fotografieren und am nächsten Morgen hoch ins Gebirge. Doch am nächsten Morgen kam das böse Erwachen, meine Lenkung hatte versagt, eine Pfütze auf dem Boden verriet mir, dass ich kein Servolenköl mehr hatte und ein Blick in den Behälter zeigte mir keine Verunreinigung, sodass ich hoffte, dass die Servolenkpumpe noch intakt war. Somit entschloss ich mich, mich abschleppen zu lassen und zu hoffen, dass ich lediglich ein Leck hätte.
Gleichzeitig glaubte ich nicht, dass wirklich jemand den schmalen gewundenen Pfad an die Küste mit einem Abschleppfahrzeug wagen würde. Doch der ADAC fand ein Abschleppunternehmen und kurze Zeit später stand ein älterer Korse vor mir und grüßte mich. Er meinte, bis zu 5m lange Fahrzeuge bekommt er auf den Abschlepper und wir begannen ihn aufzuladen. Der Abschlepper war für den VW California allerdings zu leicht und so stemmte sich die Front des Abschleppers nach oben und das Fahrzeug konnte nicht hinaufgezogen werden. Durch das verschieben der Ladebühne gelang es den Hebel so weit zu verkürzen, dass der Bus auf den Abschlepper geladen werden konnte. Eine wirkliche Millimeterarbeit, bei der der erfahrene Korse sichtbar seinen Spaß hatte. Um durch die schmalen Kurven zu gelangen, musste er teilweise 4-5 mal zurücksetzen. Wir fuhren in eine Werkstatt, die eher einem normalen Hinterhof entsprach und ich glaubte, meine Reise würde hier enden. Ich erklärte in meinem besten französisch, was ich für den Defekt halte und dass ich das Fahrzeug dringend benötige, da es mein Auto, meine Wohnung und überhaupt alles sei, was ich hier besitze. Der Mechanikermeister stellte sich als großer Naturschützer heraus und freute sich sichtlich darüber, einen Diskussionspartner gefunden zu haben. Er erzählte mir einiges über die Politik Korsikas und darüber, wie man die Region verunstalten wolle. Er versicherte mir am Abend könne er mir mehr zu meinem Auto sagen und so verließ ich ihn. Abends kam ich also wieder zu ihm und musste feststellen, dass er nach südländischer Mentalität nicht einmal das Fahrzeug betrachtet hatte. Er vertröstete mich auf den nächsten Tag. So entnahm ich alles Lebensnotwendige und die Fotoausrüstung aus meinem Bus und lies den Mechaniker sein Werk vollbringen. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass er es so einfach hinbekommen würde und wenn ein Ersatzteil fehlen würde, sah ich mich schon wochenlang darauf warten.

 


Der erfahrene Korse, hat es geschafft mich aus dem Tal zu schleppen

 

Am nächsten Tage stand ich gegen Mittag wieder vor der Werkstatt und sah, dass mein Fahrzeug wenigstens etwas anders stand, ich hatte also die Hoffnung, er hätte wenigstens einmal drauf geschaut. Doch es kam besser, der alte Mann hatte es wieder hinbekommen. Unglaublich. Er stellte mir eine Dichtung mit 80 Cent, das Servolenköl mit 22 EUR und die Arbeitszeit mit 165 EUR in Rechnung. Insgesamt ein recht günstiger und schneller Werkstattbesuch, ich war unglaublich erleichtert darüber, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und die Reise doch fortsetzen zu können.
Nun konnte ich endlich weiter die Region um die Calanche erkunden und entdeckte hier einige der schönsten Orchideenvorkommen, die ich auf Korsika gesehen habe. So kam es, dass ich morgens und abends meist Orchideen fotografierte und nachts die Calanche. Auch die Calanche besuchte ich zweimal auf meiner Reise, um nachts eine unterschiedliche Ausleuchtung vom Mond zu erhalten. Einmal bei fast Vollmond und einmal kurz nach Neumond.


Die Calanche im Abendlicht, die Berggipfel sind unglaublich vielfältig


Das Luftbild zeigt die Strukturen der unterschiedlichen Felsblöcke im Abendlicht


Die Farben und Formen der Felssturkturen ließen mich nicht los


In Hängen, in denen wir nur noch klettern können, finden die Ziegen noch Halt


Die Berformationen übten auf mich besonders nachts eine besondere Anziehung aus


Im Licht des Vollmonds wirken die Gipfel unvergleichbar


Eine Kombination aus Mondlicht und Sternen


Aber auch Details, wirken bei Nacht oft ganz anders


Bei Vollmond wirkt die Ausleuchtung fast unnatürlich


Die Scandola in der Dämmerung


Die Scandola bei Nacht

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