28. Feb 2020

Canon EOS 1DX III Review; meine Erfahrungen

Fototechnik, Kameratest

 


Das Objekt der Begierde, die Canon EOS 1DX III

Nachdem ich Anfang Januar über meine ersten Eindrücke mit der Vorserie zur Canon EOS 1DX III berichten konnte, habe ich zu Auslieferungsbeginn auch eine Canon EOS 1DX III mit in die Berge genommen um ausführlich im Schnee zu testen. Gleichzeitig habe ich zu Hause die Canon EOS 1DX II mit der Canon EOS 1DX III verglichen um hier einen tatsächlichen Vergleich in der Bildqualität, Rauschen, Farben etc. ziehen zu können.

Auflösung, Rauschen:

Ich weiß, viele Tier- und Naturfotografen meckern aktuell, nur 20 Mpix und ich kann das verstehen. Mir persönlich würden 24-30Mpix auch besser gefallen. Das ist aus meiner Sicht der einzige Malus dieser Kamera. Natürlich kann ich nur Mutmaßungen anstellen, aber vermutlich geht es um das Datenaufkommen im Sportbereich und natürlich auch um die Rauscharmut in den extremen ISO Bereichen. Wo ich es schon erwähne, Rauschen. Ja, was soll ich hier sagen. Das Thema Rauschen ist ja oft auch ein wenig subjektiv, zumindest bis zu welchem ISO-Bereich man bereit ist zu gehen. Ich vergleiche an dieser Stelle Canon EOS 1DX III mit Canon EOS 1DX II damit das ganze klar auf den Vorgänger bezogen wird. Im Unteren ISO Bereich sehe ich eigentlich keine Unterschiede im Rauschen. Irgendwann ab ISO 800/1600 fängt man an die Unterschiede wirklich zu sehen und dann steigt der Vorteil bis ISO 51.200 rapide an. Wo es gefühlt anfangs vielleicht 1/3 Blende Unterschied sind ist es im hohen ISO Bereich schnell etwa eine Blendenstufe besseres Rauschverhalten. Was aber wirklich ins Auge fällt in der Benutzung sind die Farben und der Dynamikumfang im HighISO Bereich. Das lässt sich schwer beschreiben, aber gefühlt kann ich die ISO deutlich höher drehen bevor ich mit den Farben und dem Dynamikumfang nichts mehr anfangen kann. Diese Verbesserung wiegt in der Praxis für mich deutlich mehr als die Verbesserung des normalen Rauschverhaltens. Bei der 1DX habe ich mich bemüht bis ISO 1600/3200 auszukommen, bei der 1DX II bis ISO 3200/6400 und bei der 1DX III würde ich sagen 6400/12800, wobei man mit den ISO 6400 wirklich etwas anfangen kann.

Dynamikumfang:

Kommen wir zum Dynamikumfang, ich habe sowohl einen Praxiseindruck als auch Testcharts für euch. An dieser Stelle bediene ich mich der Daten von http://www.photonstophotos.net/ der die Daten von DxOMark auswertet (ihr könnt euch hier alle Kameras in Charts zusammenklicken, wie es euch gefällt). Es freut mich zu sehen, Canon hat seine Hausaufgaben gemacht.

 

 

Hier einfach mal zwei Charts die ich mir zusammengeklickt habe: im Vergleich (bei ISO100) zur Nikon D5 und Sony A9 II ist die Canon EOS 1DX III mit 11,25 Blendenstufen Dynamikumfang knapp vor der Sony mit 10,9 Blendenstufen und beide deutlich vor der Nikon D5 mit 9,39 Blendenstufen. Als nächstes noch ein Chart im Vergleich Canon EOS 1DX III mit Nikon Z7 und Sony A7R4, hier ist es deutlich knapper (bei ISO 100) Canon EOS 1DX III mit 11,25 Blendenstufen, Sony A7R4 mit 11,62 und Nikon Z7 mit 10,98. Um Nikons Ehre zu wahren muss ich sagen die native ISO ist 64 und da bringt sie mit 11,56 Blendenstufen einen Minimal besseren Dynamikumfang als die Canon.

 

 

 


Einfach mal um es zu visualisieren, so sieht das Waldfoto bei -6 EV aus.

 


Um 5 Blenden aufgehellt wird es dann besser. (einfach nur zum Visualisieren)

Ich muss ehrlich sagen ich freue mich, dass Canon hier aufgeschlossen hat, und ich nun beim Kameraquartett am Stammtisch mitspielen darf. Ich will trotzdem Kritik üben: meine Canon EOS 1DX II habe ich glaube ich noch nie bei ISO 100 benutzt. Die schnelle 1er Bodys habe ich fast immer ab ISO 400 aufwärts im Einsatz, nämlich in der Tierfotografie, bei der ich in der Regel schnellere Verschlusszeiten brauche. Gleichzeitig habe ich für euch erstmals den Dynamikumfang getestet. Dazu habe ich bei willkürlichen Szenen einfach mal das Stativ aufgebaut, ISO 100 eingestellt und Bracketing (Belichtungsreihe) verwendet von 0; -3; -6 Blenden. Was soll ich sagen, die Bilder bei -6 Blenden sind derart dunkel, wer fotografiert denn so beschissen? Jetzt mal ernsthaft unter uns, das ich mal die Belichtung um 0,3 Blenden falsch setze, das mag mir mal passieren, aber ich würde aber nie ein Bild um eine Blende oder mehr aufhellen. Das Argument das an mich herangetragen wird ist meistens, dass ich dann den Himmel richtig belichten kann und die Tiefen aufhellen. ABER wer macht das? Wenn ich die dunklen Bereich um 5 Blenden aufhelle und mein Sensor perfekt ISO invariant ist erhalte ich von ISO 100 ausgehend das Rauschen von ISO 3200 beim Aufhellen. Da würde ich immer, immer, immer eine Bracketing Sequenz nehmen und ein richtig belichtete ISO 100 Bild reinrechnen ODER mit Grauverlauffiltern von Nisi arbeiten. Aber ich habe mich nicht beirren lassen und es für euch getestet. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Adobe Camera RAW (von Photoshop und Lightroom) kann nur um 5 Blenden aufhellen, deshalb gibt es einen Vergleich: 5 Blenden aufgehellt, 2 Blenden aufgehellt und eine Blende abgedunkelt. Sonst war das Bild mit +/-0 im Verhältnis zu dem 6 Blenden unterbelichteten Bild einfach zu dunkel. Ich finde das kann sich wirklich sehen lassen. Canon hat hier ordentlich gearbeitet, zur Freude aller Canon Nutzer!

Heif und JPG:

Über JPGs aus der Kamera habe ich noch nie gesprochen und es ist mir nur aufgefallen, da ich JPG + RAW gleichzeitig fotografiert habe (bis es ein ACR Update für die RAWs gab) und die JPG Engine ist richtig richtig gut geworden. Die Details und Farben im JPG wirken super.

Neu dazugekommen ist das Heif Format, das mit 10Bit und einer ähnlichen Dateigröße die dem JPG mit Sicherheit künftig sehr interessant werden wird. Für mich in der Naturfotografie weniger, aber wenn ich auf Reisen und Events Dokumentation für mich mache, werde ich es definitiv in Zukunft mit austesten.

Bodydesign:

Canon hat mit dem neuen AF-On Button wirklich viel verändert. Ich liebe dieses Feature besonders, denn ich kann nun gleichzeitig fokussieren und meine AF-Feld verschieben ohne umzugreifen. Der touch sensible AF-On Button macht richtig Spaß. Ich habe Ihn auch mit Handschuhen in den Bergen getestet, es funktioniert einwandfrei. Mein Tipp an der Stelle mit Handschuhen die Sensibilität ein wenig reduzieren, dann ist es auch mit Handschuhen richtig präzise. Wie jedes neue Feature braucht man aber auch ein wenig Zeit um sich daran zu gewöhnen. Ansonsten ist die Canon EOS 1DX III der gleiche Handschmeichler wie immer. Ich liebe es einfach eine 1er in der Hand zu haben.

Autofokus:

Kommen wir zu etwas sehr wichtigem, dem Autofokus. Wer meine Bilder kennt, ich fotografiere gerne Tiere mit kleinem Abbildungsmaßstab, ein Tier in seinem Lebensraum. Dabei gibt es nicht immer eine eindeutige Kontrastkante, sodass ich nach wie vor regelmäßig vorfokussiere und dann verschwenke (und bei Spiegellos ständig mit der Sucherlupe arbeite) oder eben das AF Feld nehme, das möglichst auf dem Tier sitzt und dann ggf. trotzdem bei der DSLR noch verschwenken muss, da die AF-Felder nicht bis an den Rand reichen. Was kann ich jetzt über den 1DX III AF sagen, er sitzt einfach besser und konstanter. Mit dem Canon 4,5-5,6/100-400mm L IS II oder einem 4,0 200-400mm L IS war die Schärfentiefe gefühlt schon immer so groß, das an der 1DX II gefühlt immer alle Bilder scharf waren. Mit den hoch lichtstarken Teleobjektiven wie dem Canon 2,8 400mm L IS III gibt es immer diese Unterschiede in den Nuancen zwischen scharf und richtig krass scharf (der Grund warum man eine 10.000€ Linse kauft). Und genau hier ist der Canon EOS 1DX III AF einfach besser. Er sitzt auf den Punkt deutlich präziser mit den richtig Lichtstarken Objektiven. Gleichzeitig funktioniert das Tracking mit allen AF-Feldern nochmals deutlich besser. Auch im Liveview ist der AF der reine Wahnsinn. Canon hat seine Hausaufgaben gemacht und aus meiner Sicht den besten Autofokus auf den Markt gebracht, den Sie bis Dato je gebaut haben.

LiveView:

Bereits in der Canon EOS 5D II war der LiveView sehr gut und ich habe die Kamera gefeiert dafür, seitdem gab es im LiveView eher eine schleichende Evolution denn eine Revolution. Die Canon 1DX III setzt hier aber ordentlich einen drauf und ich würde es als Revolution bezeichnen. Der AF im LiveView und das fast verzögerungsfreie fotografieren im LiveView ist der Hammer. So wünsche ich mir den AF bei der neuen Canon EOS R5 oder vielleicht noch besser. Es scheint als wäre die Canon EOS 1DX III stand heute die beste spiegellose Kamera mit Spiegel, die Canon je gebaut hat. Auch die Personenerkennung, die Geschwindigkeit und dabei der Speed sind schon wirklich überragend. Dazu finde ich den neuen AF-On Button einen wirklich Gewinn, da man das AF Feld verschieben kann, gleichzeitig fokussieren kann und auch noch das komplette Display sieht weil man es nicht durch touchen mit den Fingern auf dem Display etwas verdeckt.

 


Freihandtests mit dem Canon 2,8 400mm L IS III und der Canon EOS 1DX III

Geschwindigkeit:

„Mit hoher Geschwindigkeit geht große Sorgfalt einher“ – die neue 1DX III bringt 16 Bilder pro Sekunde mit dem normalen Spiegel und 20 Bilder pro Sekunde im LiveView. Bis dato habe ich es auch mit dem Kabelauslöser immer beherrscht nur eine Aufnahme zu machen bei höchster Serienbildgeschwindigkeit. Das schaffe ich bei 20 Bildern pro Sekunde nicht mehr. Mit den mechanischen 16 Bildern pro Sekunde und ein wenig Feingefühl geht das aber nach wie vor. WICHTIG ist, dass Ihr den Spiegelschlag bei 16 FPS nicht unterschätzt, die Energie die dabei entsteht ist enorm. Ich arbeite freihand oft im Grenzbereich z.B. 2,8 400mm L IS III + Canon Extender 2X III; also 800mm und dabei möchte ich 1/100-1/200sek freihand realisieren. Das ist definitiv möglich mit der richtigen Technik, dabei schieße ich immer kurze Salven von 2-4 Bildern. ABER bei 16 FPS ist mir in diesem Grenzbereich aufgefallen, dass das zweite Foto nahezu immer unscharf wurde, was ich auf den massiven Spiegelschlag zurückgeführt habe. Wo ich diese Geschwindigkeit nicht brauche, und im Grenzbereich arbeite bin ich deshalb dazu übergegangen mit dem Silentmode zu fotografieren. Dieser ist zwar etwas langsamer, hat aber auch einen stark gedämpften Spiegelschlag. Natürlich könnte ich auch die ISO höher drehen für eine schnellere Verschlusszeit, ich probiere die ISO aber nach wie vor immer so niedrig wie möglich zu halten.

Dazu kommen die neuen CF Express Karten, ich kann nur eine Sache sagen, geil! Der Buffer ist eigentlich nie voll und die Kamera ist nie Busy. Man kann einfach so viel Fotografieren wie man will. Die Geschwindigkeit dieser Kamera ist wirklich unvorstellbar!

Sucher:

Zu guter Letzt noch etwas zum Sucher, ich habe die 1DX III parallel zur Canon EOS R eingesetzt und die Suchergröße, das AF-Layout etc. sind wirklich ganz großes Kino. Ich muss offen gestehen, ich habe immer noch Probleme damit mich an den digitalen Sucher zu gewöhnen und immer, wenn ich die 1er in der Hand habe genieße ich den Sucher wirklich jedes Mal aufs Neue.

Fazit:

Die Canon EOS 1DX III ist die wohl beste DSLR die Canon je gebaut hat. Wenn ich Häkchen machen darf:

Speed: check

AF-System: check, das Beste das Canon je gebaut hat

Bildqualität: check

Dynamikumfang: check, zur Konkurrenz aufgeschlossen

Neuer AF-Button und generelle Bedienung: check

An dieser Kamera ist tatsächlich fast alles Gold was glänzt. Einzig eine Schippe mehr Auflösung wäre für den Naturfotografen schön.

 

PS: mein Best-Of Autokorrektur:

Heif = Heim oder Hemd

verschwenken = verschwenden

freihand = freiland oder Freihandel

Speed = spät

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